Der Titel scheint im ersten Moment abgedroschen. In den letzten Zeiten wurden riesige Kampagnen lanciert, um auf die verschiedenen Helden des Alltags aufmerksam zu machen. Grundsätzlich eine tolle Sache.
Der Titel scheint im ersten Moment abgedroschen. In den letzten Zeiten wurden riesige Kampagnen lanciert, um auf die verschiedenen Helden des Alltags aufmerksam zu machen. Grundsätzlich eine tolle Sache. Deshalb hake ich nach: Als ich diese Woche durch den frühlingsfrischen Romanshorner Wald joggte, wurde ich mir Millionen stiller Helfer bewusst. Eine ganze Armee von kleinen Waldarbeitern kümmerte sich seit letztem Herbst um die Laubmassen auf dem Waldboden. Während wir genüsslich den Winterfreuden in den dafür bekannten Touristenorten frönten, arbeiteten in unserem Wald – neben den eifrigen Forstarbeitern – Millionen von Winzlingen, die von blossem Auge kaum zu erkennen sind.
Die Vorarbeit übernahmen Asseln, Hundertfüsser oder Regenwürmer. Sie zerkleinerten das Laub und durchmischen den Boden. Ihre kleineren Kollegen, die Springschwänze und Hornmilben, machten aus dem zerkleinerten Laub wieder Erde, die von winzigen Einzellern und Bakterien noch weiter zersetzt wurde. So entstand wertvoller neuer Humus, aus dem die Pflanzen ihre Energie zum Wachsen gewannen – und sich deshalb nun frühlingsfrisch präsentieren können.
Ohne all diese stillen Helfer würde unser Wald nicht überleben. Er erstickte unter den riesigen Laubmassen. Dieses Getier gehört also zu den Helden unserer Zeit, ist für einen wunderschönen Romanshorner Wald verantwortlich und macht nicht gross von sich reden. Im Gegenteil – und Hand aufs Herz: Wenn wir von Asseln und Milben sprechen, so rümpft die Allgemeinheit doch verächtlich und angewidert die Nase. Aber eben: wahre Helden kümmern sich nicht um ihren Ruf, sondern um ihre Aufgabe. Bei Tieren wie Menschen. Toll, dass es sie auch bei uns gibt, die stillen Helden!