Die Stadt Arbon soll sich mit dem Schloss wieder ins Spiel bringen als Standort für das Historische Museum Thurgau. Das fordert ein Vorstoss der FDP vom Stadtrat. Sie spricht von einer einmaligen Chance.
ARBON. Anfang April hat der Kanton bekanntgegeben, dass er die Planung eines neuen Historischen Museums Thurgau in den Räumlichkeiten des Kornhauses Romanshorn – den ehemaligen SBB-Massivlagerhäusern – nicht weiterverfolgen werde.
Diese Nachricht nimmt die FDP-Parlamentsfraktion nun als Steilpass auf, den Standort Arbon wieder ins Gespräch zu bringen: mit dem Schloss Arbon. Über eine Motion, die am Dienstag im Parlament eingereicht wird, soll der Stadtrat in Trab gesetzt werden, gegenüber dem Kanton zunächst das Arboner Interesse zu bekunden.
Der Stadtrat soll einen gescheiten Vorschlag ausarbeiten und dem Kanton präsentieren. «Zunächst geht es darum, den Schuh in die wieder offene Türe zu setzen», betont Max Gimmel. «Wir sind uns bewusst, dass ein möglicher Standort im Schloss von einer Arbeitsgruppe zwar schon angeschaut worden ist. Nach unserem Dafürhalten hat man das aber zu wenig detailliert gemacht. Die Chance dazu soll jetzt noch einmal genutzt werden. Verworfen worden sei bei einer ersten Evaluation der Standort Schloss angeblich wegen der Raumverhältnisse. Dabei böte es mehr Platz als das Schloss Frauenfeld und weise ein Raumkonzept auf, das permanente und temporäre Ausstellungen erlauben würde.
Das Schloss Arbon markiere den Beginn der Industrialisierung und sei einst Produktionsstandort von Saurer gewesen. Zudem liege es unmittelbar neben dem historisch bedeutenden Industrieareal von Saurer in der Altstadt, das inzwischen revitalisiert und neuen Nutzungen zugeführt worden ist. Die zentrale Lage sei auch touristisch attraktiv, wirft die FDP-Fraktion weiter in die Waagschale. Mit den baubewilligten Parkdecks im ZiK-ZaK-ZuK stünden auch Parkplätze zur Verfügung.
Im Areal bei der Iveco gebe es – allenfalls für eine zweite Etappe – auch die Option, einen schlanken Museumsbau modernen Zuschnitts der historischen Bausubstanz gegenüberzustellen und mit diesem zu verbinden. Integriert werden könnte das heutige Arboner Museum, das grösste seiner Art im Kanton, meinen die Motionäre. Arbon sei zudem – mit seiner frühen Siedlungsgeschichte – einer der vier Unesco-Weltkulturerbe-Standorte im Kanton.
Für Max Gimmel, Riquet Heller, Claudia Zürcher und Christine Schuhwerk ist klar: «Wir sprechen hier über ein mögliches langfristiges Projekt mit einer Zeitschiene von zehn bis zwanzig Jahren.» Es bestünde ausreichend Zeit, um für Mieter nach Alternativen zu suchen und diese ihnen anzubieten. Prioritär gehe es nun darum, mit der kantonalen Arbeitsgruppe zur Standortevaluation für das Historische Museum Thurgau baldmöglichst Kontakt aufzunehmen und das Interesse anzubringen.
Danach sollte innert eines halben Jahres eine Konzeptgrundlage ausgearbeitet werden. Dazu sei eine Arbeitsgruppe unter anderem mit Vertretern der Stadt, dem Arboner Museum, den Eigentümern des ehemaligen Saurer-Werk 1, Kantonsräten und Interessenvertretern zu bilden. Auch die Mieter seien in die Überlegungen einzubeziehen.
Aus Sicht der Motionäre würde eine solche Gesamtnutzung Sinn machen – und wäre für Arbon «eine einmalige Chance», betonten vier der Unterzeichner am Freitag gegenüber der TZ. Denn so könnte der Charakter des Schlosses, das der Stadt heute jährlich 250 000 bis 300 000 Franken koste, gewahrt und eine langfristige Nutzung gesichert werden. Teilnutzungen mit ändernden Mietverhältnissen seien eher problematisch. Der Landenbergsaal soll weiter öffentlich genutzt werden können.