«Wo sind die Fans von Amriswil» fragt der Speaker. Sie sind hier, in der Sporthalle Tellenfeld. Jedenfalls rund 500 von ihnen. Ausgerüstet mit grünen Kartonfächern wollen sie ihr Team zum Sieg klappern. Die Stimmung ist gut, die Erwartungen sind hoch.
«Wo sind die Fans von Amriswil» fragt der Speaker. Sie sind hier, in der Sporthalle Tellenfeld. Jedenfalls rund 500 von ihnen. Ausgerüstet mit grünen Kartonfächern wollen sie ihr Team zum Sieg klappern. Die Stimmung ist gut, die Erwartungen sind hoch.
Der rhythmische Schlachtenruf «Amris-wil... Amris-wil...» und der Trommelwirbel der unermüdlichen Jungs aus der Juniorenliga scheinen die NLA-Volleyballer zu beflügeln. Auswärts haben sie bereits gegen Liberec gewonnen, nun soll es den Tschechen auch in Amriswil an den Kragen gehen. Der Einzug in die nächste Europacup-Runde ist greifbar.
Ganz so wie gedacht, will es aber nicht klappen. Immer stiller werden die Fans von Amriswil. Liberec führt bereits mit zwei gewonnen Sätzen. Der Schlachtenruf ist verebbt und nicht einmal mehr Musik und Trommelwirbel mögen das Publikum mehr dazu bringen, selbstbewusst die Schultern zu straffen. Im Hals sitzt ein Kloss, Niedergeschlagenheit macht sich breit.
Kinder machen es den erwachsenen Fans dann vor: Unverdrossen feuern sie die Amriswiler von der Galerie aus an. Ein paar Erwachsene stimmen ein, das Team erwacht und schwingt sich auf zu neuen Höhen. Plötzlich bekommt das Lied «Heut ist so ein schöner Tag...» neue Bedeutung. Der Kloss schwindet, langsam, die Hoffnung steigt und mit ihr die Pulsfrequenz.
2:2 – Alles ist offen. Die Schlachtenbummler aus Liberec rücken ihre Trommel zurück und zücken das Megaphon. Sie schreien und trommeln ihr Team voran. Direkt bis zum dritten gewonnenen Satz. «Noch ist nichts verloren», tröstet der Speaker. Es wird ein Golden Set gespielt, erst da entscheidet sich, wer es in die nächste Runde schafft.
Amriswil übernimmt die Führung. Auf dem Spielfeld wird gekämpft, am Spielfeldrand werden die Daumen gedrückt. Die Hände werden feucht, das Herz klopft schneller. Ausgleich. Ein kollektiv gestöhntes «Ouuu». Dazwischen die Kinderstimmen.
Jetzt übernimmt Amriswil wieder die Führung. Kann einen Punkt nachlegen. Das Publikum seufzt verzückt «Jaaaa...». Der Mund wird langsam trocken. Der Puls rast. Die Knie werden weich. Wie im Fieber glänzen die Augen. «Amris-wil... Amris-wil...»
Die Stimme versagt. Nervös flattern die Hände mit dem Fächer. Alle starren aufs Spielfeld, halten den Atem an, viele kauen auf ihren Lippen, andere kabbern an ihren Fingernägeln, wieder andere bergen den Kopf in ihren Händen. Es muss doch klappen. Nur noch zwei Punkte! Es wird eng. Noch ein Punkt. Ein schneller Ballwechsel – und dann die Erlösung: «Gewonnen!» Rita Kohn