AMRISWIL. Filomena Zinnà kümmert sich um Menschen, die durch ihre Ängste blockiert sind. Betroffene begleitet sie sogar auf Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Lift. «Jede Therapie ist anders», sagt die Amriswilerin.
Angst blockiert. Filomena Zinnà weiss das aus eigener Erfahrung. Wer bereit ist, sich mit seiner Angst auseinanderzusetzen, vermag sie in der Regel zu überwinden. Auf diesem Weg möchte die Amriswilerin betroffene Menschen begleiten. «Auf den Weg machen können sich alle Menschen, die es wirklich wollen», sagt sie.
Im Wohnzimmer an der Weiherstrasse in Amriswil ist es ruhig. Hier führt die frischgebackene Psychologische Beraterin auch die Gespräche mit ihren Kundinnen und Kunden. «Später werde ich einen speziellen Praxisraum einrichten», sagt Filomena Zinnà. Zunächst aber wolle sie ihr Wissen in einer Weiterbildung vertiefen.
Dass sie sich ausgerechnet mit Ängsten befasst, kommt nicht von ungefähr. «Ich bin mit diesem Thema immer wieder konfrontiert worden», sagt Filomena Zinnà, die während mehrerer Jahre Freiwilligenarbeit im Alterszentrum Amriswil geleistet hat. Den Anstoss aber gab ein Erlebnis im Zug. «Ich fuhr nach einem Schultag mit dem Zug nach Hause», schildert Zinnà. Da sei der Zug in einem Tunnel steckengeblieben. «Es wurde alles dunkel, nichts ging mehr.» Eine Sitznachbarin habe panische Schreie ausgestossen. «Ich konnte sie mit dem Wissen, das ich in der Ausbildung bis zu diesem Zeitpunkt erworben hatte, beruhigen.»
Nach diesem Erlebnis setzte sich die Amriswilerin noch intensiver mit dem Thema «Angst» auseinander. «Mir wurde bewusst, wie viele Menschen davon tatsächlich betroffen sind.» Inzwischen hat sie schon einige Personen auf dem Weg, die Angst zu bewältigen, begleitet. So etwa eine Frau, die es bis anhin nicht fertiggebracht hatte, in einen Lift zu steigen. Heute sei sie bereits in der Lage, mehrere Stockwerke mit dem Lift zu bewältigen. «Es ist ein langsamer, aber kontinuierlicher Prozess.»
Wenn sie näher darüber nachdenke, so biete sie eigentlich eher ein Coaching denn eine psychologische Beratung an. «Ich habe kein Patentrezept gegen Angst, ich kann aber eine Person auf dem Weg aus der Angstsituation hinaus unterstützen.» Trotz Ausbildung an einer der Uni Zürich angegliederten Schule sei sie keine Psychologin. «Sobald es um tiefere seelische Probleme geht, ist es sinnvoll, dass die betroffene Person Hilfe bei einer Fachperson mit medizinischem Hintergrund sucht.» Das gelte ebenfalls für Menschen, die ihre Probleme in vertieften Gesprächen analysieren möchten.
Auch könne sie nicht garantieren, dass sie für jeden Hilfesuchenden in Sachen Angstbewältigung die richtige Adresse sei: «Ich vereinbare mit den Leuten zunächst eine halbe Stunde zum Kennenlernen. Nur wenn die Chemie stimmt, beginnen wir mit der Therapie.»
Für Filomena Zinnà ist es wichtig, dass die Menschen, die sich an sie wenden, bereit zu einer Veränderung sind. «Nur wenn jemand seine Angst wirklich bewältigen will, kann ich ihn dabei unterstützen und ihn auf seinem Weg begleiten», sagt sie.
Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sich den Ängsten zu stellen, hänge von der jeweiligen Persönlichkeit ab. «Die Menschen und ihre Ängste sind sehr individuell.» Deshalb gleiche auch keine Therapie der anderen. Sie habe in der zweijährigen Ausbildung, die sie kürzlich mit einem Diplom abgeschlossen hat, verschiedene Herangehensweisen gelernt, so dass sie Betroffenen die für sie optimale Begleitung bieten könne.