«Sie hät molto molto brava gseit»

Zur Freude von Kindern und Erwachsenen besuchte die gute Fee Befana die Familien in der katholischen Unterkirche in Amriswil. Hier wird der alte italienische Brauch seit über 20 Jahren hochgehalten.

Daniela Ebinger
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Das Herz klopft stürmisch, wenn vor der Befana das Sprüchlein aufgesagt werden soll. (Bild: Daniela Ebinger)

Das Herz klopft stürmisch, wenn vor der Befana das Sprüchlein aufgesagt werden soll. (Bild: Daniela Ebinger)

amriswil. «Buona sera, buona sera bambini.» So begrüsst am Samstagabend die gute alte Hexe mit der krummen Nase die vielen Kinder im katholischen Pfarreisaal. Ihren krummen Buckel hat sie einen schwarzen Mantel gehüllt. In der einen Hand hält sie ihren gefüllten Sack und in der anderen den Hexenbesen. Mit dem saust sie einer alten Tradition gemäss in der Nacht auf den 6. Januar von Haus zu Haus, den Kamin hinunter, ab in die warme Stube - sagt der Brauch. Sie bringt den braven Kindern Geschenke, den Unartigen aber nur Kohlestücke und Asche in ihre Socken.

Der italienische Verein Ciar, Comitato Italiano Amriswil-Romanshorn, feiert seit über 20 Jahren den alten, traditionell italienischen Brauch der «La Befana». Sehr zur Freude der ganzen Familie.

Schöne Verse

Die Hexe weist mit ihrem Erscheinen auf das Ende der Weihnachtszeit hin. Sie will die Kinder beschenken und bekommt dafür schöne Verse vorgetragen. Das Fest bedeutet für den Präsidenten Giuseppe Palmisano sehr viel.

Dadurch werde in der Schweiz die schöne, alte italienische Tradition gepflegt und aufrechterhalten, sagt Palmisano. «Es ist das Fest für die Kinder und diese sind jeweils ziemlich nervös, bis die Befana endlich erscheint.»

Hoffen auf Erdbeerbonbons

So rutscht die kleine Giulia auf den Knien ihrer Mutter hin und her, das Gesicht vergräbt sie immer wieder in Mamis Schultern und sie kann es kaum erwarten.

«Ich hoffe, dass ich einen vollgestopften Strumpf mit vielen Erdbeerbonbons bekomme», erzählt die 6-Jährige und weiss nicht, ob sie sich nun freuen soll oder Angst haben muss. Sie hat für die Befana ein sehr langes Gedicht auswendig gelernt. Endlich ist es so weit. Giulia steht vor Befana und darf vortragen, was sie so lange einstudiert hat. Voller Freude hüpft die Kleine nach dem Aufsagen ihres Gedichts zu Mama zurück.

«D Befana hät sogar molto, molto brava zu mir gseit, und ich han s ganze Sprüchli älei chönä», erzählt Giulia mit dem gefüllten Strumpf in der Hand voller Stolz.