Schweizer Erstaufführung in Steinach

STEINACH. Das Sinfonische Orchester Arbon und der Kirchenchor Rheineck führen am 2. November als Schweizer Erstaufführung Christoph Rheinecks «Missa solemnis» unter der Leitung von Bernd Becher in der katholischen Kirche Steinach auf.

Ruth Erat
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Probenarbeit zu einer Schweizer Erstaufführung: Der Kirchenchor Rheineck wird mit dem Sinfonischen Orchester Arbon «Misa solemnis» aufführen. (Bild: Hans Schmidt)

Probenarbeit zu einer Schweizer Erstaufführung: Der Kirchenchor Rheineck wird mit dem Sinfonischen Orchester Arbon «Misa solemnis» aufführen. (Bild: Hans Schmidt)

Christoph Rheineck, 1748–1797, Musiker in Memmingen, stammt aus dem Bodenseeraum. Von hier, «da wo der Rhein in den See fliesst», ist seine Familie nach Ravensburg und dann weiter nach Memmingen ausgewandert. Hierher kehrt er mit dieser Aufführung zurück.

Genialer Dilettant

Zu seinen Lebzeiten muss er eine schwäbische Berühmtheit gewesen sein – einer jener wenigen, dessen Biographie schon vor seinem Tod erschienen war. In der Memminger Musikgeschichte wird er als «genialer musikalischer Dilettant» aufgeführt. Das hiess damals, in der Zeit Rousseaus, dass man sich für ihn und sein Werk begeisterte, zunächst in Frankreich, wo er «Le grand Rheineck» genannt wurde.

Wirt und Musiker

Eine staatliche Anstellung im Zentrum des Musikgeschehens, in Paris, blieb ein Wunschtraum. Rheineck kehrte nach Memmingen zurück. Hier lebte er als Wirt und Musiker. Und er bediente, wie es damals üblich war, sämtliche Gattungen seiner Zeit, Lieder, Opern, Kantaten, Kompositionen für Klarinetten, Klavierkonzerte und -sonaten.

Zwischen 1776 und 1780 entstand seine «Missa solemnis», also ein Werk des späteren 18. Jahrhunderts. So wird es auch in Steinach erklingen – als Komposition aus dieser Zeit. Und da ist Mozart nicht fern.

Die «Missa solemnis», die vom klagenden Kyrie über ein strahlendes Gloria mit Trompeten und Pauken bis zum Dona nobis pacem mit einem immer neu abwärts gerichteten Dreiklangthema führt, erinnert denn auch an Mozart. Die «Spatzenmesse», die kurz vor Rheinecks c-Moll-Werk entstand, scheint da mit einem Mal aufzublitzen. Und umgekehrt zitiert Mozart in der «Zauberflöte» in der Vogelfänger-Arie eine Melodie von Rheineck. Hat dabei Emanuel Schikaneder (Textdichter der «Zauberflöte») anlässlich eines Besuches bei Rheineck in Memmingen als musikalischer Postbote gedient? Das fragt Bernd Becher, der das Werk für diese Aufführung bearbeitet hat.

Die grosse Rückkehr

Rheineck selbst kehrt mit dieser Schweizer Erstaufführung seiner grossen Festmesse quasi in den Bodenseeraum zurück. Und der Kirchenchor Rheineck und das Sinfonische Orchester Arbon freuen sich, damit diesen Raum auch auf seine Verbindung zu den Zentren der europäischen Musik des 18. Jahrhunderts hin hörbar werden zu lassen.

Als Solistinnen werden Manuela Gerzner Schmidt, Sporan, Trudi Tiefenthaler, Alt, Peter Cavall, Tenor, und Michael Schendinger, Bass, zu hören sein. Eröffnet wird das Konzert von Organist Christian Lebar. Er spielt Johann Georg Albrechtsbergers Präludium und Fuge C-Dur, op.6/1. Die erste Aufführung des Projekts zum 75-Jahr-Jubiläum des Kirchenchors Rheineck findet am 1. November in der katholischen Kirche Rheineck statt. Am Sonntag, 2. November, beginnt die Aufführung in Steinach ebenfalls um 19 Uhr in der katholischen Kirche.