«Mutter des Muttertags»

Am 9. Mai 1905, dem Todestag ihrer ebenfalls sozial engagierten Mutter, hat Anna Jarvis einen folgenreichen Einfall. Fortan sollte ein Tag im Jahr nicht nur an das Werk der eigenen Mutter, sondern an dasjenige aller Mütter erinnern. Die 500 Nelken, die sie am 12.

Drucken

Am 9. Mai 1905, dem Todestag ihrer ebenfalls sozial engagierten Mutter, hat Anna Jarvis einen folgenreichen Einfall. Fortan sollte ein Tag im Jahr nicht nur an das Werk der eigenen Mutter, sondern an dasjenige aller Mütter erinnern. Die 500 Nelken, die sie am 12. Mai vor einer Kirche in Grafton, West Virginia, zu Ehren der Mütter niederlegte, begründeten ihr Engagement für den heute weltweit zelebrierten Tag.

Innert kurzer Zeit erreichten sie und ihre Mitstreiterinnen durch Briefe und Appelle an Politik und Kirche die Aufnahme des «Mothersday» in den amerikanischen Feiertagskalender. Bald darauf schon aber wurde der Tag – vor allem von den Blumenhändlern – kommerzialisiert und somit in den Augen der Gründerin zweckentfremdet. Sie, die einen Gedenk- nicht einen Geschenktag gewollt hatte, prozessierte nun gegen die profitierende Industrie – erfolglos. Mehr noch, als Anna Jarvis 1948 stirbt, ist sie mittellos.

Sie hatte ihr ansehnliches Vermögen im Kampf gegen den von ihr ins Leben gerufenen Muttertag aufgezehrt und bereute dessen Initiierung zutiefst. Was sie nicht wusste: Die Kosten für ihren Aufenthalt im Altersheim wurden vom Dachverband der Floristen übernommen, der anscheinend nur zu genau wusste, dass die Branche ihr sehr viel zu verdanken hatte. (mko)