Muolen will demnächst gross anrichten

Der Zahn der Zeit nagt an Muolens Infrastruktur: «Adler»-Saal und Bauamt haben Sanierungsbedarf. Statt in die Gebäude zu investieren, geht der Gemeinderat aufs Ganze. Ein gemeinsamer Zweckbau soll her – ein Gemeindezentrum.

Markus Wehrli
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Der Adlersaal entspricht in vielem den heutigen Bedürfnissen nicht mehr. (Bild: Hanspeter Schiess)

Der Adlersaal entspricht in vielem den heutigen Bedürfnissen nicht mehr. (Bild: Hanspeter Schiess)

Muolen. Geld ausgeben oder sparen? Investieren oder Steuern senken? Dank der kantonalen Beiträge aus dem neuen Finanzausgleich eröffnen sich Muolen ungeahnte Dimensionen. Nicht dass die Gemeinde im Geld schwimmt. Aber nach den zehnprozentigen Steuerfusssenkungen in den vergangenen beiden Jahren könnte sich die Gemeinde auch einmal etwas leisten. «Wir stehen an einem Scheideweg», sagt Gemeindepräsident Bernhard Keller. Denn der Gemeinderat liebäugelt anstelle einer weiteren Steuersenkung mit einer Grossinvestition.

Diese soll verschiedene Infrastruktur-Ausbauten unter einem Dach zusammenfassen. Der Name: Gemeindezentrum.

Investitionen beim «Adler»…

Wie ein solches im Detail aussehen könnte, ist noch offen. Umrissen sind bislang aber der mögliche Standort und ein Teil der Nutzungsformen. «Ideal für ein solches Projekt wären die beiden <Adler>-Grundstücke», sagt Keller.

Der Gemeinderat hat bereits Nägel mit Köpfen gemacht: Ein Kaufrechtsvertrag mit der Eigentümerin ist unterschrieben. Aber weshalb ein Gemeindezentrum bauen? Im «Adler»-Saal liegt eines von drei Argumenten, die für ein solches Projekt sprechen. Der Saal gehört der Gemeinde und dient als Gemeinde-, Vereins- und Veranstaltungssaal. Vor 15 Jahren sei hier letztmals umfassend investiert worden, sagt Keller. Selbst wenn der Saal seinen Zweck erfülle: Eine infrastrukturelle Auffrischung sei nötig.

…bei Bauamt und Schule

Dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren bei der Infrastruktur nicht mit der grossen Kelle angerichtet hat, zeigt sich auch beim Bauamt. «Das Haus ist bald das schlechtestunterhaltene Gebäude an der Dorfstrasse», sagt Keller. Hier seien Investitionen unumgänglich. Nebst der Fassade müsse auch für die Gebäudetechnik Geld in die Hand genommen werden.

«Angesichts des Alters des Gebäudes stellt sich die Frage, ob ein Neubau nicht sinnvoller wäre», sagt der Gemeindepräsident. Eine neue Baute, wie sie sich schliesslich auch bei der Primarschule aufdrängt. Denn dort hat der Schulrat Raumbedarf angemeldet. Nicht weil sich viele Neuzuzüger niedergelassen haben, wie Keller betont. Vielmehr fehle es angesichts neuer Lernmethoden an Gruppenräumen.

Aus drei mach eins

Statt auf diesen drei Baustellen aktiv zu werden, habe sich der Gemeinderat gefragt, ob mit einem einzigen gemeinsamen Zweckbau nicht drei Fliegen auf einmal geschlagen werden könnten, sagt Keller. Damit war die Idee für ein Gemeindezentrum geboren.

Wohlverstanden: Es handelt sich um eine Idee. Gleichwohl hat sie Konturen. Nebst Bauamt, Schulräumen und «Adler»-Saal könne hier auch das Feuerwehrdepot untergebracht werden, sagt Keller. Und sie lässt Spielraum offen.

Denn vorstellbar sei auch, Raum für einen Dorfladen und für einige Wohnungen zu schaffen.

Ohne Steuerfusserhöhung

Auch wenn Fragen der Nutzung und Ausgestaltung überwiegen – das ambitionierte Projekt erinnert ein wenig ans neue Zentrum in Wittenbach, das im vergangenen Jahr eröffnet worden ist. Und wirft unweigerlich die Frage auf, was ein solches Gemeindezentrum kostet. «Zwei bis fünf Millionen Franken», schätzt Keller. Und: «Gemäss heutigem Kenntnisstand wäre die Investition ohne Steuerfusserhöhung zu verkraften.»

Zwei bis fünf Millionen: Weil die Funktion des Zweckbaus noch nicht definiert ist, lässt sich der Betrag nicht genauer eingrenzen. «Wir wollen Bedürfnisse und die mögliche Nutzung mit der Bevölkerung ausloten. Auch, ob die Idee überhaupt auf Gegenliebe stösst», sagt Keller. Einen ersten Info-Anlass hat der Gemeinderat für Ende August, Anfang September angekündigt (siehe Kasten).

Kernfrage beantworten

Damit scheint die Zukunft des «Adlers» ungewiss. Möglich ist, den Saal in das Projekt zu integrieren. Aber auch, dass die «Adler»-Gebäude abgerissen werden. Den Muolern stehen vermutlich diskussionsreiche Wochen bevor. Keller ist optimistisch: Weil in irgendeiner Weise alle von einem Zweckbau profitieren würden, könnte die Akzeptanz gegeben sein. Die Kernfrage aber bleibe: Investieren oder Steuern senken?