Mit eigenem Schlüssel im Sack

Tägerwilen. Vor zehn Jahren starteten Klaus Fuchsschwanz und seine Frau Sonja an der Konstanzerstrasse in Tägerwilen mit dem Gemüse- und Salatverkauf. Inzwischen hat sich der Ort zu einem richtigen Treffpunkt für unzählige Gemüse-, Salat- und Obstliebhaber entwickelt, gesunde Ernährung liegt im Trend.

Margrith Pfister-Kübler
Drucken
«14 bis 16 Stunden pro Tag bin ich in der Schweiz»: Der Konstanzer Gmüesler Klaus Fuchsschwanz. (Bild: Susann Basler)

«14 bis 16 Stunden pro Tag bin ich in der Schweiz»: Der Konstanzer Gmüesler Klaus Fuchsschwanz. (Bild: Susann Basler)

Tägerwilen. Vor zehn Jahren starteten Klaus Fuchsschwanz und seine Frau Sonja an der Konstanzerstrasse in Tägerwilen mit dem Gemüse- und Salatverkauf. Inzwischen hat sich der Ort zu einem richtigen Treffpunkt für unzählige Gemüse-, Salat- und Obstliebhaber entwickelt, gesunde Ernährung liegt im Trend.

Aus ursprünglich 20 Quadratmetern Verkaufsfläche wurden 120 Quadratmeter. Der Gemüseladen Tägermoos ist eine Art Baracke, einige Meter weiter Richtung Zoll in einem Querweg gibt es noch ein weiteres Gemüselädeli der Familie Schächtle. Gemüsebau wird im Tägermoos grossgeschrieben, es gibt allerdings auch ein Kleingartengebiet.

«Es ist hier schon etwas Spezielles», meint ein einkaufendes Paar. Daneben steht eine junge Frau mit drei kleinen Kindern: «Ich muss rechnen, und da ist dieses frische Gemüse das Beste.» Natürlich muss man hinfahren über die Rumpelstrasse Richtung Gottlieber Zoll, aber ins Einkaufszentrum fahre man ja auch. «Unsere Angebote werden rege genutzt», freut sich Klaus Fuchsschwanz. «90 Prozent unserer Kunden sind Schweizer, 10 Prozent sind Deutsche.» Allein bei den Kartoffeln werden acht Sorten angeboten.

Sohn auch Gemüsegärtner

Das Tägermoos gehört zum Schweizer Staatsgebiet, ist jedoch eine Gemarkung von Konstanz. Basis ist der Staatsvertrag vom 28. März 1831. Den Grenzübergang «Gottlieber Zoll» oder auch «Tägerwiler Zoll» gibt es seit 1803. Er ist für Konstanzer Landwirte zollfrei zu befahren. «Wir Gemüsebauern haben sogar einen Schlüssel zum Öffnen der Grenzbarriere, wenn das Zollamt nicht besetzt ist. Dieser wurde hochoffiziell von der Oberzolldirektion Schaffhausen übergeben», berichtet der 48jährige Fuchsschwanz. «Aber hinübernehmen darf man nichts. 14 bis 16 Stunden pro Tag bin ich in der Schweiz, ich gehe gerade noch zum Schlafen rüber.»

Sein Haus ist just hinter dem Grenzzaun im Konstanzer Stadtteil Paradies. Sohn Mario Fuchsschwanz ist ebenfalls Gemüsegärtner, seine Freundin Sybille Martin aus Uttwil nutzt den freien Tag, um beim Setzen des Nüsslisalates zu helfen. «Gemüsebau ist richtig schön», schwärmt sie.

Keine Einkommenssteuer

Und wie läuft es amtlich und steuerlich? Dazu Tägerwilens Gemeindeammann Markus Thalmann auf Anfrage: «Jene Gemüsebauern, die Boden im Tägermoos bewirtschaften und in Konstanz wohnen wie Klaus Fuchsschwanz, bezahlen keine Einkommenssteuer aus dem Ertrag, das muss in Konstanz versteuert werden. Nur vom Boden muss eine Vermögenssteuer bezahlt werden, das aber nur für den Kantonsanteil, also 127 Prozent. Das gibt kleine Frankenbeträge.»

Nur Arbeit, keinen Franken

Die Gemeinde Tägerwilen habe diesbezüglich nur Arbeit und keinen einzigen Franken, sagt Thalmann. «Wir können aber mit dieser Situation gut leben und es funktioniert bestens. Gemüsebauern, die auf unserem Gemeindegebiet wohnen, bezahlen ganz normal Steuern wie alle anderen Tägerwiler auch.» Die Ausnahmeregelung für die Besteuerung der Grundstücke ist also auch im Staatsvertrag geregelt.