Seit drei Jahren lebt und arbeitet die ehemalige Weinfelder Gemeindeparlamentarierin Noemi Schramm in Sierra Leone. Zurzeit weilt sie in der Schweiz und erzählt am Donnerstagabend von ihren Abenteuern im westafrikanischen Land.
Noemi Schramm, worauf freuen Sie sich, wenn Sie für eine Stippvisite in die Schweiz zurückkehren?
Noemi Schramm: Zuallererst auf die Familie, und dann aufs Essen. Feines Brot und Joghurt fehlen mir in Afrika schon.
Sie haben die letzten zwei Jahre beim Gesundheitsministerium von Sierra Leone gearbeitet. Wie haben Sie die Ebola-Krise erlebt?
Schramm: Das Land ist fast zum Stillstand gekommen. Die Ausgangssperren haben das Land und die Leute gelähmt und im Ministerium gab es nur noch das eine Thema: Ebola. Fast das ganze Leben beschränkte sich auf Essen, Arbeiten und Schlafen.
War es für Sie nicht zu gefährlich?
Schramm: Nein. Für mich persönlich war das Gesundheitsrisiko nicht sehr gross. In Menschengruppen, beispielsweise im öV musste ich mich richtig verhalten, aber ansonsten habe ich mir keine Sorgen gemacht.
Hat das Ende der Ebola-Epidemie nun einen Aufschwung in Sierra Leone ausgelöst?
Schramm: Das Land war schon vor Ebola eines der ärmsten der Welt, und das zu ändern dauert. Die Atmosphäre vor Ebola schien mir hoffnungsvoller als jetzt, von einem Aufschwung ist nicht viel zu spüren. Es wurden viele Gruben geschlossen und nun fehlen Jobs und Geld. Zudem stehen Wahlen an, und da versickern normalerweise auch viele Gelder.
Sehen Sie eine positive Entwicklung für das Land kommen?
Schramm: Die Möglichkeit für eine Entwicklung wäre da. Es gibt Rohstoffe und Hilfsgelder, aber die Verteilung ist ineffizient und die Korruption floriert. Dazu kommt aktuell der Wassermangel, weil die Regenzeit als Folge des Klimawandels ausbleibt.
Sie haben den Verein «Schramm-Konnehction» ins Leben gerufen. Was bezwecken Sie damit?
Schramm: Wir sammeln Geld und unterstützen damit zwei Schulen, zahlen 15 Lehrern einen Lohn und haben auch schon Bauprojekte wie etwa neue Klassenzimmer oder eine Bibliothek realisiert. Es ist eine dankbare Arbeit für mich, etwas Greifbares. Ich arbeite zwar im Gesundheitswesen, aber wenn man was für die Zukunft eines Landes verbessern will, muss man in die Bildung investieren.
Sie kehren im Juni nach Sierra Leone zurück. Wie lange wollen Sie noch in Afrika bleiben?
Schramm: Mir gefällt es unheimlich gut in Sierra Leone. Die Leute sind herzlich, das Land ist wunderschön, es ist warm und ich erlebe jeden Tag Abenteuer. Was mir aber schon fehlt, ist, mich politisch zu engagieren.