Kommentar Romanshorn kann eine Knacknuss sein Kommentar
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Schon nur die mengenmässige Struktur des Begriffs «Romanshorn» ist meiner Meinung nach viel spannender, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Kein Witz: «Romanshorn» kann als simples Wort der Freizeit- bzw. Ferienbeschäftigung dienen, ähnlich wie ein kniffliges Sudoku.
Das geht so: Bei einer Buchstabenschlange wie «Bodenseeschiffkapitänsmützenstoffhersteller» verirrt sich unser Hirn unter bestimmten Umständen nachweislich genauso wie auch schon bei der viel kürzeren Zeichenfolge «Romanshorn». Natürlich nicht beim Wörterlesen, sondern beim schlagartigen Feststellen der Anzahl Buchstaben, aus denen zum Beispiel das Wort «Romanshorn» zusammengesetzt ist: also zehn alphabetische Zeichen als «Objekte». Das Gehirn des Homo Sapiens verheddert sich beim augenblicklichen Bestimmen und sinnlichen Wahrnehmen einer grösseren abstrakten Menge/Anzahl von Objekten. Unsere Wahrnehmungsschranke dafür liegt laut Hirnforschern bei etwa vier Objekten.
Sie können es selber testen. Statt (m)einen Text wörtlich zu lesen, sich die Anzahl Buchstaben laut vorlesen, aus der die Wörter bestehen. Ohne Zählen sind Sie ausserstande, die Menge der Buchstaben eines Wortes mit mehr als ca. vier Buchstaben zu erfassen.
Eigentlich erstaunlich, dass wir weder in Romanshorn noch in unserer Gesamtgesellschaft – in der die Zahlen und das Zahlen allgegenwärtig vorkommen – (fast) nie die Grenzen und Konsequenzen unserer enorm limitierten Anzahlwahrnehmung thematisieren.
Robert Fischer