Lausfliege legt den Betrieb lahm

ARBON. In der Rondelle hat sich die Lausfliege eingenistet. Wegen der Plage ist die städtische Liegenschaft, in der sich unter anderem der Jugendtreff befindet, vorübergehend geschlossen. Schädlingsbekämpfer machen den Parasiten den Garaus.

Max Eichenberger
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Die Stadt hat bei ihrer Liegenschaft Rondelle ein Betretungsverbot angeordnet. Jetzt rücken Spezialisten den Parasiten zu Leibe. (Bild: Max Eichenberger)

Die Stadt hat bei ihrer Liegenschaft Rondelle ein Betretungsverbot angeordnet. Jetzt rücken Spezialisten den Parasiten zu Leibe. (Bild: Max Eichenberger)

Seit Freitag bleibt nicht nur den Jugendlichen, sondern auch den Mietern der Zutritt zur Rondelle an der unteren Grabenstrasse verwehrt. «Wegen Ungezieferbefalls geschlossen», steht auf einem angeschlagenen Informations-Plakat – allerdings mit falscher Datumsangabe. Befallsherd ist ein Kinder-Betreuungszimmer der Heks, die in der Rondelle Kurse für Migrantinnen gibt. Jetzt wird mit grobem Geschütz desinfiziert.

Verschiedene Nutzer

Die städtische Kinder- und Jugendarbeit betreibt in der Rondelle den Jugendtreff. Die Liegenschaft nutzen weitere Mieter. Unter ihnen ein Ensemble der Stadtmusik,das im Erdgeschoss einen Probenraum eingerichtet hat. Auch Freizeitanlässe, Versammlungen und Kurse werden dort veranstaltet. Die Organisation Heks-in-fra führt seit einigen Jahren in Rondelle-Räumen Deutsch- und Integrationskurse für Migrantinnen durch. Einige Mütter nehmen jeweils ihre Kinder mit. Diese werden in einem separaten Raum betreut. Nach der Sommerpause starteten die Sprachkurse am 1. September wieder.

In Schafwollkissen eingenistet

Eine Mitarbeiterin hat sich dann wenige Tage später über die vielen herumkrabbelnden kleinen Fliegen im Betreuungsraum gewundert. Der Betreuerin sind zudem Rötungen im Nackenbereich bei einigen Sprösslingen und kleine bräunlich-schwarze Flecken am Boden aufgefallen. «Sie sahen aus wie ganz kleine, zerdrückte flache Kaffeeböhnli», schildert Heks-in-fra-Programmleiterin Jolanda Bertozzi. Zudem wiesen die Leintücher kleine Löcher auf. Eine Putzaktion brachte keine Abhilfe, lenkte dann aber auf den Befallsherd: Ein Kissen mit Schafwollfüllung war voll von verpuppten Larven einer Lausfliegenart, wie eine Untersuchung durch einen herbeigerufenen Schädlingsbekämpfungsspezialisten ergab – mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Schwalbenlausfliege.

Kein gesundheitliches Risiko

«Diese Lausfliege ist Gott sei Dank nicht gefährlich, sie ist aber sehr lästig», sagt Jolanda Bertozzi. Ein gesundheitliches Risiko bestehe nicht, betont auch die Medienstelle der Stadt. Das Kissen war Bertozzi zufolge erst kürzlich von einem Heks-Materiallager nach Arbon gebracht worden. Mittlerweile ist es mit der Matratze entsorgt und der Raum ein erstes Mal desinfiziert worden. Die von Heks informierte Stadt hat am Freitag umgehend ein Betretungsverbot für sämtliche Räume der Rondelle erlassen.

Die Schwalbenlausfliege. (Bild: Institut für Schädlingskunde)

Die Schwalbenlausfliege. (Bild: Institut für Schädlingskunde)

Desifizierungsaktion

Gestern sind alle Gegenstände im Betreuungsraum entsorgt worden. Mitarbeiter einer Reinigungsfirma werden jetzt – vorsichtshalber in Schutzanzügen – alle Räumlichkeiten in einem ersten Schritt reinigen. Danach sprüht der Schädlingsbekämpfer den Kinderbetreuungsraum mit einem giftigen Mittel ein, um die Larven abzutöten. Nach acht Tagen wird gemäss Massnahmenplan der zurückbleibende ölige Film entfernt und die Rondelle noch einmal einer gründlichen Reinigung unterzogen. Man rechnet damit, dass die Rondelle bis in vierzehn Tagen wieder zugänglich gemacht werden kann.

Die Sprachkurse finden derweil im Schloss statt. Ein Informationsblatt hat die Heks-Regionalstelle in 24 Sprachen übersetzen lassen. Darin werden die Kursteilnehmerinnen aufgerufen, wachsam zu sein und einen möglichen Befall im familiären Umfeld (Bisse oder rote Flecken im Nackenbereich oder winzige bräunliche Parasiten an Lebensmitteln, Textilien oder Möbeln) unter der Heks-Telefonnummer 076 428 84 84 zu melden.

Eingeschleppt worden ist die Lausfliege auch in die Privatwohnung einer Heks-Mitarbeiterin. Die Schädlingsbekämpfungs- und Folgekosten sind ein Fall für die Heks-Betriebshaftpflichtversicherung.