Der Verwaltungsrat der Bodensee-Arena will dem SRF die Eishalle im Winter komplett überlassen. Jetzt meldet sich der Eishockeyclub zu Wort: Präsident und Trainer wollen wachrütteln, bevor es zu spät ist.
Drei Männer sitzen in der Küche und ringen nach Worten. "Die Zukunft des Eissports in Kreuzlingen ist gefährdet", platzt es aus einem heraus. Es ist Andreas Staub, der Präsident des Eishockeyclubs Kreuzlingen-Konstanz (EHCKK). Zusammen mit Kommunikationschef Thomas Dvoràk und Christian Rüegg, 2.-Liga-Trainer und Geschäftsführer der Rüegg Sportperformance GmbH, analysierte er gestern den Ernst der Lage für den EHCKK. Denn die Zeit drängt, und die Ereignisse überschlagen sich.
Zu wenig Platz für alle Eissportler
Letzte Woche wurde bekannt, dass der Verwaltungsrat der Bodensee-Arena beabsichtigt, dem Schweizer Fernsehen die Eishalle im Rahmen eines längerfristigen Vertrages ab 2019 bis 2027 jeweils von September bis Mai komplett zu überlassen. Den Eissportlern bliebe lediglich das Aussenfeld. Laut Staub "eine Katastrophe", weil die Bodensee-Arena mit nur einem Eisfeld die benötigten Trainings-Eisstunden der Vereine im Eishockey, Eiskunstlauf und Curling unmöglich abdecken könne. Der Bedarf betrage wöchentlich 51 Stunden. "Wenn das SRF die Halle belegt, bleiben uns auf dem Aussenfeld lediglich 37 Stunden – selbst wenn am Wochenende trainiert und der öffentliche Eislauf gestrichen würde." Laut Rüegg sind Jugend- und Talentförderung sowie sportliche Erfolge des 2.-Liga-Clubs unter solchen Bedingungen unmöglich. Dabei sei dies das Ziel. "Wir haben heute 207 Kinder in den Trainings, im Vergleich zu 37 im Jahr 2013. Und wir wollen weiterwachsen", sagt Rüegg. Mit seiner Firma arbeite er unter anderem daran, die Eishockey-Morgentrainings der Nationalen Elitesportschule Thurgau (NET) neu auch in Kreuzlingen anzubieten und vermehrt Länderspiele und Trainingscamps in die Bodensee-Arena zu holen. "Diese Pläne können wir begraben, wenn der Vertrag mit dem SRF unterschrieben wird."
Hockeyaner wollen Einzelvermarktung ankurbeln
Die Herren wehren sich nicht gegen Events, sondern betonen, dass sie die bisherige Strategie von Stadtrat und Verwaltungsrat der Bodensee-Arena unterstützen. Darin wurde ein multifunktionaler Betrieb mit Priorität beim Eissport formuliert. Weiter wurde mit dem Budget 2017 ein flexibles Bandensystem bewilligt. Damit wäre es möglich – wie im Hallenstadion – Events in der Halle auf dem Eis zu organisieren. "Letzteres wurde noch nicht einmal probiert", so Rüegg.
Die drei wollen verhindern, dass aus der Bodensee-Arena ein Fernsehstudio wird. Ihr Alternativvorschlag: Die Halle besser vermarkten. Der EHCKK sei gerne bereit, Hand zu bieten. "Kreuzlingen hat eine der besten Eventhallen weitherum. Ihr Potenzial ist riesig – warum nutzt man das nicht aus?", fragt Thomas Dvoràk. Der Inhaber einer Werbeagentur ist überzeugt, dass man mit Einzel-Events und Eisvermarktung mindestens gleich viele Gelder generieren könnte wie mit SRF. Dabei geht es laut Matthias Mölleney, Verwaltungsratspräsident der Bodensee-Arena, um rund eine halbe Million Franken. SRF will bis Mitte Monat eine Antwort. Der Verwaltungsrat hat sich für eine Zusage ausgesprochen. Nun liegt der Entscheid beim Stadtrat. Er vertritt die Stadt als Alleineigentümerin der Bodensee-Arena AG.