Das Referat von Gabriele Kuby wirft weitere Wellen: Die evangelische Kirchenpräsidentin Susanne Dschulnigg fühlt sich als lesbische Frau angegriffen und zieht die Konsequenzen.
Frau Dschulnigg, das Referat von Gabriele Kuby im Rahmen der Erwachsenenbildung der Katholischen Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen hat Sie aufgewühlt, weshalb?
Susanne Dschulnigg: Ja, ich habe absolut kein Verständnis dafür, dass die Verantwortlichen es zulassen, wie Gabriele Kuby im Rahmen ihres Referates homosexuelle Menschen als Fehlentwicklung unserer Gesellschaft darstellt, ohne das zu kommentieren.
Ist das Ihre Meinung als Kirchenpräsidentin oder als Privatperson?
Dschulnigg: Als lesbische Frau bin ich von solchen Darstellungen persönlich betroffen, befremdet und enttäuscht. Aber auch als Kirchenpräsidentin kann ich es nicht nachvollziehen, dass man als Kirche zu solchen Äusserungen keine Stellung bezieht.
Sie haben unserer Zeitung einen Leserbrief geschrieben, indem Sie äussern, dass das ökumenische Zusammengehen unter solchen personellen Umständen unmöglich sei. Ist die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchgemeinde für Sie damit beendet?
Dschulnigg: Nun, eigentlich bin ich nicht diejenige, die Öl ins Feuer giesst, im Gegenteil: Bis jetzt habe ich immer die Vermittlerrolle eingenommen und mich stark dafür eingesetzt, dass sich St. Ulrich in der Ökumene nicht überall zurückzieht. Aber jetzt ist genug. Die Kirche hat eine gewisse Verantwortung und muss sich überlegen, welche Inhalte vermittelt werden. Dass man im Namen der Kirche zulässt, dass gewisse Gruppen wie beispielsweise die Homosexuellen ausgegrenzt werden, ist falsch. Meine Amtszeit dauert ja nur noch bis Ende Mai. Aber für mich ist klar, dass ich mit solchen Leuten während meiner verbleibenden Amtszeit als Kirchenpräsidentin nichts mehr zu tun haben will.
Die Veranstaltung, auf welche Sie sich beziehen, liegt über eine Woche zurück. Mussten Sie sich diesen Schritt lange überlegen?
Dschulnigg: Ja, ich bin der Meinung, dass ich lange genug geschwiegen habe. Jetzt rede ich Klartext und ziehe für mich die Konsequenzen.