KREUZLINGEN: Hier wird weder geflucht noch laut gejubelt

9000 Franken Preisgeld winkten den Gewinnern des Fifa-17-Turniers im Dreispitz. 90 Gamer hetzten Messi und Ronaldo über den virtuellen Rasen.

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Gebannt sitzen zwei Spieler vor dem Bildschirm. (Bild: Thi My Lien Nguyen)

Gebannt sitzen zwei Spieler vor dem Bildschirm. (Bild: Thi My Lien Nguyen)

«Frauen zocken nicht gerne Fifa auf der Playstation 4. Oder mögen es, wenn wir es tun», sagt Bilir Mustafa und lacht. Der 30-jährige Organisator des Fifa-Turniers zeigt in den Eingangsbereich des Dreispitzes. «Alles Männer.» Eine Handvoll Bildschirme stehen in der Lobby. Jeweils zwei Spieler sitzen gebannt davor und jagen ihre Fussballer übers Feld. Geflucht wird selten. Höchstens der virtuelle Schiri wird kritisiert. «Das Gute beim Gamen ist, dass man auf niemanden ausser sich selbst wütend sein kann», erzählt Mustafa. Nach einem Sieg wird auch nicht lautstark gejubelt. Ein Handschlag genügt und es geht weiter. Yannick Gurtner beobachtet seine Konkurrenten genau. Analysiert ihre Spielweisen, Stärken und Schwächen. Den meisten geht es nur um den Spass. Für ihn ist das Gamen aber mehr als ein Hobby. Er ist bei einer kleinen Berliner Agentur, die seine Reisekosten übernimmt und ihn coacht, unter Vertrag. Sein Traum: beim FC St. Gallen als eSpieler engagiert zu werden.

Der FC St. Gallen nimmt Gamer unter Vertrag

Sandro Poschinger ist ihm da voraus. Der 17-jährige KV-Lehrling wurde vom FC St. Gallen angeworben. «Ich bekomme einen Monatslohn vom Verein», erklärt der St. Galler. Er ist regelmässig an Turnieren. Natürlich im Vereinstrikot.

Fazil Sargin wartet entspannt auf seinen nächsten Einsatz. Er wurde einst als Star der eSport-Szene gefeiert. Hat sogar einen Schweizer-Meister-Titel, bei dem er 3000 Franken gewann. Doch ihm wurde es zu viel. «Das Fifa-Zocken war wie eine Sucht», sagt er. Der Kreuzlinger war eine Zeit lang arbeitslos und verlor sich in der virtuellen Fussballwelt. Heute spielt er nur noch sporadisch und besucht hin und wieder Turniere. Vor allem weil er gegen Fremde antreten kann, denn: «Gegen Kollegen verliert man nicht gerne.» Nach einer Verletzungspause ist Sargin heute wieder mehr auf dem richtigen Rasen unterwegs. Er spielt für den FC Kreuzlingen. Für die Favoriten Yannick und Sandro reichte es nicht aufs Podest. Im Einzel hat Ardi Qehaja gewonnen.

Desirée Müller

kreuzlingen@thurgauerzeitung.ch