Kochen weckt Erinnerungen

BUSSNANG. Einmal wöchentlich treffen sich Bewohnerinnen im Alterszentrum Bussnang zum gemeinsamen Kochen. Dann geht es am Rüsttisch und am Herd fröhlich zu und her, und manch altes Kochbuch kommt wieder zum Einsatz.

Werner Lenzin
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Kochen im Alterszentrum in Bussnang: Marianne Jöhr gibt Anweisungen fürs Reiben. Aber um das Kartoffelschälen von Hand kommen die Frauen nicht herum. (Bild: Werner Lenzin)

Kochen im Alterszentrum in Bussnang: Marianne Jöhr gibt Anweisungen fürs Reiben. Aber um das Kartoffelschälen von Hand kommen die Frauen nicht herum. (Bild: Werner Lenzin)

Erwartungsvoll sitzen die elf Frauen vor ihrem Rüstbrettchen, neben dem fein säuberlich aufgereiht die Rüstmesser liegen. «Ich habe mein 106 Jahre altes Kochbuch mitgebracht. Ein darin enthaltenes Rezept hilft mir beim Herrichten des Randensalates mit einer scharfen Sauce», sagt die 84jährige Martha Schütz.

Willkommene Abwechslung

Für Martha Schütz bedeutet die wöchentliche Teilnahme am Kochkurs eine willkommene Abwechslung. «Ich kann mit den andern zusammen sein beim Rüsten, Essen und Abwaschen», strahlt sie. «Ich hätte da aus meinem vergilbten Kochbuch auch noch eine Haselnusstorte mit 16 Eiern.» Sorgfältig schneidet die 89jährige Lilly Bürki die gekochten Kartoffeln zu feinen Scheibchen. «Mir macht das Leiten dieses Kochkurses grosse Freude. Das Kochen mit den Bewohnerinnen des Alterszentrums ist ein richtiger Aufsteller», sagt Marianne Jöhr, die zusammen mit Iris Jetzer diese Kurse leitet. Beide Frauen sind als Pflegeassistentinnen im Alterszentrum Bussnang tätig. Marianne Jöhr gibt das heutig Menu bekannt: Randensalat, Rösti mit Speckwürfeli, Apfelschnitze und eine Ananastorte zum Dessert. Nun werden die Vorbereitungsarbeiten verteilt. Bald einmal sind alle vertieft ins Schälen der Kartoffeln, Schneiden der Randen, der Zwiebeln und des Specks. Beeindruckend, mit welchem Eifer und welcher Sorgfalt die Bewohnerinnen ihre Arbeitsschritte ausführen.

Singen und Gedichte hören

Während des Rüstens liest Marianne Jöhr Gedichte aus dem Werk «Erlebte Bauernphilosophie» von Willy Peter. Oftmals werden auch altbekannte Lieder gesungen. Für Zentrumsleiter Andreas Melliger ist dieser Kochkurs eine echte Bereicherung für die Bewohnerinnen. «Bei ihnen weckt das Erinnerungen an jene Zeiten, als sie noch täglich am Herd standen», sagt Melliger. Er zeigt sich überzeugt davon, dass das Kochen auch für die Pflege der Sozialkontakte wichtig ist. Auch für Küchenchef Daniel Zimmermann ist der Kochkurs ein Zurückerinnern an die alten Rezepte. Er schaut wöchentlich bei den kochenden Frauen vorbei und sorgt für den Einkauf und für das Bereitstellen der Lebensmittel. «Die Teilnahme am Kochen ist eine wichtige Therapieform und wichtig für das Gedächtnis», sagt der Küchenchef.