Julia Onken analysiert Mutterrolle

Die Psychologin Julia Onken stellte in der Buchhandlung Bodan ihr neues Buch vor. Darin untersucht sie die Tatsache, warum viele Töchter nicht so werden möchten wie ihre Mütter.

Martina Luterbacher
Drucken
Julia Onken signiert nach der Lesung eine Ausgabe ihres Buches. (Bild: pd)

Julia Onken signiert nach der Lesung eine Ausgabe ihres Buches. (Bild: pd)

Kreuzlingen. Bücher begleiten Julia Onken schon ihr Leben lang. Über ihr neuestes Werk «Rabentöchter – warum ich meine Mutter trotzdem liebe», referierte sie am Mittwochabend in der Buchhandlung Bodan. Ein spezieller Abend für die Psychologin und Buchautorin: «Vor über fünfzig Jahren habe ich hier meine Lehre absolviert», erklärte Onken gestern bei der Begrüssung. Noch heute habe sie eine Leidenschaft für Buchhandlungen: «Wenn es mir schlecht geht, muntert mich ein Besuch in einer Buchhandlung wieder auf», sagt sie.

Mutter von ihrer Rolle trennen

Zwischen den Bücherregalen erläuterte sie denn auch ihre Erkenntnisse dazu, warum viele Töchter nicht so werden möchten wie ihre Mütter. Ihre Analyse zeigte, dass eine Mutter oft eine bestimmte Rolle spiele. Dies sei eine zeitliche und nervliche Herausforderung und die meisten Mütter bekämen zudem für ihre Arbeit keine Anerkennung. Wenn es der Tochter gelinge, die Mutter von ihrer Rolle losgelöst wahrzunehmen, würde sich auch die Beziehung zu ihr verbessern. Eine ehrliche Kommunikation sei ebenfalls wichtig. Dabei könnten durchaus Tränen fliessen: «Heulen ist wie ein Waschmaschinengang. Man wird kurz geschleudert, aber am Ende kommt eine neue Kraft dabei raus», sagte Onken.

Viele Frauen und drei Männer

Während des Abends sprach Julia Onken mancher Mutter und Tochter im Publikum mit ihren – teils humorvollen – Ausführungen aus dem Herzen.

Unter den zahlreichen Zuhörerinnen befanden sich aber auch drei Männer. Wurden sie von der eigenen Frau zum Teilnehmen am Abend gezwungen? «Im Gegenteil», sagte einer der Männer. Er habe seine Frau dazu ermuntert, am Vortrag teilzunehmen, da sie mit ihrer eigenen Mutter auch Probleme habe. Ein anderer Mann kam ebenfalls freiwillig, sah sich jedoch angegriffen ob der vielen verbalen Seitenhiebe von Julia Onken in Richtung Männerwelt. Scheinbar etwas eingeschüchtert durch die geballte Frauen-Power, verteidigte sich der Gast in der abschliessenden öffentlichen Diskussion jedoch nicht.