Im Zeichen des Brückenbaus

Gespräch zum Jahreswechsel – heute mit Gemeindeammann Heidi Grau. Die Politische Gemeinde Zihlschlacht-Sitterdorf blickt auf ein Jahr zurück, das reich an Höhepunkten war. 2009 könnte einen Wechsel im Gemeindeammannamt bringen.

Georg Stelzner
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Heidi Grau im neugestalteten Eingangsbereich des Gemeindehauses in Zihlschlacht. (Bild: Georg Stelzner)

Heidi Grau im neugestalteten Eingangsbereich des Gemeindehauses in Zihlschlacht. (Bild: Georg Stelzner)

ZIHLSCHLACHT-SITTERDORF. Ihr möglicherweise letztes volles Amtsjahr als Gemeindeammann von Zihlschlacht-Sitterdorf erlebte Heidi Grau als «ausgesprochen gute, spannende Zeit mit völlig neuen Aspekten und zahlreichen Highlights». Als absoluten Höhepunkt bezeichnet sie die Errichtung und die Einweihung der neuen Sitterbrücke bei Leutswil. «Was gibt es – im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinn – denn Schöneres, als Brücken zu bauen!», stellt das seit acht Jahren amtierende Gemeindeoberhaupt fest und wertet das Bauwerk auch als Ausdruck der hervorragenden Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Hauptwil-Gottshaus. Dieses gleichermassen konstruktive wie freundschaftliche Miteinander, ist Heidi Grau überzeugt, werde weiterhin Früchte tragen. Freude bereitet ihr auch die aussagekräftige Gestaltung des neuen Kreisels am südlichen Dorfeingang von Zihlschlacht.

Keine Angst vor Flat Rate Tax

Überaus positiv entwickelt hätten sich die Gemeindefinanzen, erklärt Heidi Grau. Dies habe den Gemeinderat in die komfortable Lage versetzt, an der Gemeindeversammlung vom 14. Januar eine Senkung des Steuerfusses um 15 Prozentpunkte auf 55 Prozent beantragen zu können. Heidi Grau hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass die 2007 noch unterdurchschnittliche Steuerkraft inzwischen über dem kantonalen Mittelwert liege. Die Verschuldung sei weiter reduziert worden, während das Eigenkapital mit 1,2 Mio. Franken eine neue Rekordmarke erreicht habe. Heidi Grau ist auch überzeugt, dass die Einführung der Flat Rate Tax die Gemeinde nicht in Bedrängnis bringen würde. Sie gibt zu bedenken, dass der Kanton bei einem Wechsel des Steuersystems für Zihlschlacht-Sitterdorf einen Steuerausfall von 7 Prozent prognostiziere, im Finanzplan der Gemeinde aber sogar ein Minus von 10 Prozent angenommen werde.

Neue Wohnquartiere

Im Hinblick auf die Entwicklung Sitterdorfs wurden nach den Worten Heidi Graus im vergangenen Jahr insofern Fortschritte erzielt, als der Grundstein für die Erschliessung des Wohngebiets Langäcker West gelegt werden konnte. «Es ist für die Balance in der Gemeinde wichtig, dass auch Sitterdorf Wachstumschancen erhält», betont Heidi Grau. Eine Chance dazu werde auch das rund 25 Parzellen umfassende Baugebiet Ifang bieten, doch habe man die erforderliche Landumlegung 2008 noch nicht ganz abzuschliessen vermocht. Eine weitere Pendenz stelle die Strassenkorrektur in Leutswil dar, räumt Heidi Grau ein. «Dieses Vorhaben ist aber im neuen Budget enthalten, und ich hoffe auf eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung.»

In einer anderen kleinen Ortschaft der Gemeinde, in Blidegg, sei die angestrebte Verbesserung der EW-Infrastruktur hingegen Realität, freut sich Heidi Grau: «Wir haben dort in eine neue Trafostation investiert und bei dieser Gelegenheit auch die problematische Freileitung im Wald aufgehoben.» Die Gefahr eines Unterbruchs der Stromversorgung sei damit gebannt worden.

Chancen verbessert

2008 zeigte, dass es nach wie vor schwierig ist, neue Firmen nach Zihlschlacht-Sitterdorf zu bringen. So ist etwa das Käserei-Areal in Sitterdorf weiterhin ungenutzt. Für Schweizer Verhältnisse sei die Autobahn wohl zu weit entfernt, vermutet Heidi Grau, die aber hofft, dass sich dieses Manko durch den neuen attraktiven Steuerfuss wettmachen lässt. Auch der revidierte Zonenplan eröffnet im Hinblick auf eine Überbauung neue Möglichkeiten, was das Gemeindeoberhaupt zuversichtlich stimmt. Zudem sei der Buchwert gesenkt worden, um das Areal noch interessanter zu machen. Bewährt hat sich laut Heidi Grau wiederum die konsequente Linie in der Sozialpolitik. Diese basiere auf dem Prinzip «Hart, aber herzlich» und trage dazu bei, die Kosten in Grenzen zu halten. Seitens der Gemeinde werde viel Zeit und Energie in die Begleitung von Sozialhilfebezügern investiert. Man erwarte von diesen Personen dafür Kooperationsbereitschaft.

Gemeindewappen entsteht

Der Umstand, dass die Politische Gemeinde noch kein neues Wappen hat, könnte bald der Vergangenheit angehören. Laut Heidi Grau wird an einer Lösung, die sowohl Zihlschlacht als auch Sitterdorf gerecht werden soll, bereits gearbeitet. Zu den wichtigsten Bauvorhaben des neuen Jahres gehörten die Quartiererschliessung Langäcker West und der Abschluss der Landumlegung Ifang samt Erschliessungsprojekt.

Das Jahr 2009 könnte für Heidi Grau auch persönlich zu einem Wendepunkt werden. Nämlich dann, wenn ihre Kandidatur für das Amt des Amriswiler Stadtammanns von Erfolg gekrönt wäre. «Darüber, wie es in Zihlschlacht-Sitterdorf dann organisatorisch weiterginge, soll man bereits nachdenken, doch die konkrete Nachfolgeregelung kann jetzt noch kein Thema sein.» Knapp könnte die Zeit allerdings werden, wenn man sie nicht am 8. Februar, sondern erst im 2. Wahlgang am 29. März wählen würde.