Die Behörde und eine Mehrheit der Schulbürger lehnen den Beitritt zu einer Volksschulgemeinde ab. Ob sie damit Erfolg haben, entscheidet sich in Frauenfeld. Das letzte Wort hat der Regierungsrat.
Georg Stelzner
georg.stelzner@thurgauerzeitung.ch
Am 7. Februar sprachen sich die Stimmberechtigten der Primarschulgemeinden Schönenberg-Kradolf und Sulgen klar für die Bildung einer Volksschulgemeinde (VSG) aus, während in Götighofen ein ebenso deutliches Nein resultierte. Die Behörden der befürwortenden Schulgemeinden haben beim Kanton inzwischen ein Gesuch eingereicht, um eine Volksschulgemeinde ohne Einbezug der Primarschulgemeinde Götighofen gründen zu können.
Das Departement für Erziehung und Kultur (DEK) hat sich Anfang März mit den Präsidenten der betroffenen Schulgemeinden getroffen, um die Ausgangslage und das weitere Vor- gehen zu beraten. In Frauenfeld fällt die Entscheidung, ob eine sogenannte unechte VSG realisiert werden kann oder ob Götighofen gewissermassen in die grosse VSG gezwungen wird.
Bevor der Regierungsrat eine Entscheidung trifft, werden die Vertreter der beteiligten Schul- gemeinden Gelegenheit erhalten, ihre Argumente vorzutragen. «Ich werde darauf hinweisen, dass an unserer Gemeindeversammlung zwei Drittel gegen eine Beteiligung an der geplanten Volksschulgemeinde gestimmt haben», erklärt Thomas Müller, der Götighofer Schulpräsident. Den Widerstand begründet er unter anderem mit der zu er- wartenden höheren steuerlichen Belastung. Da die Götighofer Kinder weiterhin in der Sekundarschule Befang in Sulgen unterrichtet würden, müsste der Kanton laut Müller im Hinblick auf das zu entrichtende Schulgeld ein Berechnungsmodell ausarbeiten. Das Manko des fehlenden demokratischen Mitspracherechts, das mit einem Alleingang verbunden wäre, würde man in Kauf nehmen, erklärt Müller und verweist auf das Beispiel Buchackerns. Die Jugendlichen dieses Dorfs, das zur Primarschulgemeinde Götighofen gehört, besuchen quasi als «Auswärtige» die Sekundarschule im benachbarten Erlen.
Der Regierungsrat wird die beiden in Frage kommenden Varianten – VSG mit und VSG ohne Götighofen – prüfen und noch vor den Sommerfeien eine Entscheidung treffen. In einem Communiqué spricht das DEK bereits jetzt von «gewichtigen Nachteilen» einer VSG ohne Götighofen. «Es scheint eine Skepsis gegenüber dieser Variante zu geben», vermutet auch Thomas Müller. Wie die Entscheidung ausfallen wird, vermag der Schulpräsident derzeit nicht einzuschätzen.
Ernst Baumann, Präsident der Projektgruppe, hofft auf ein Einlenken Götighofens: «Ich bin auf den Entscheid sehr gespannt, fände es aber gut, wenn wir eine gemeinsame Volksschulgemeinde bilden könnten.» Die für 21. März anberaumte Gründungsversammlung ist vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung verschoben worden. Laut Baumann soll es aber noch vor den Sommerferien dazu kommen.