Verpfuschte oder alte Tattoos sind eine grosse Belastung für den Träger. Mit Überstechen lassen sich derzeit fast ein Drittel aller Kunden den Hautschmuck wieder in Ordnung bringen.
Verblichen und verjährt: Das Tattoo mit den verschwommenen Strukturen und verzerrten Rändern sieht aus wie ein einziger hässlicher Matsch. Dunkel prangt es auf dem linken Oberarm eines Thurgauers, den er stets sorgsam verdeckt hält. Keine ärmellosen Shirts mehr. Baden im Sommer? Nicht für ihn. Die Scham über den Schandfleck ist zu gross. Auch zahlreiche andere Personen leiden unter einem Tattoo, das sie nicht mehr wollen.
«Wie verwelkte Blumen kommen solche Menschen zu mir ins Studio», sagt der Kreuzlinger Tätowierer Alexander Nyaguy (50). Er rettet dem betroffenen Thurgauer mit einem sogenannten Cover-up die Haut. So nennt man eine Tätowierung, die das alte Tattoo überdeckt. In vielen Fällen bringt dies ein neues Lebensgefühl. Nyaguy hat viel Erfahrung mit dieser Technik. «In manchen Fällen ist es eine sehr schwierige Aufgabe», sagt er. Deshalb seien Cover-ups die Königsdisziplin der Tätowierer.
Den Oberarm des Kunden mit dem verpfuschten Tattoo überdeckt Nyaguy mit einem feurigen Widderkopf: «So ist die Männlichkeit gerettet.» Leider gebe es auch Fälle, in denen er nichts mehr machen kann. «Je grösser und dunkler das Tattoo ist, desto schwieriger ist es, etwas Neues daraus zu machen», sagt der Tätowierer. «In solchen Fällen kann man höchstens noch einen Zensurbalken vorschlagen.»
Cover-ups werden in fast allen Tattoo-Studios angeboten. Raphael Schulz vom Let's-Rock-Studio in Weinfelden sagt: «Etwa 30 Prozent unserer Kunden kommen wegen eines Cover-ups.» Die Leute seien durchschnittlich zwischen 25 und 45 Jahre alt. «Sie wollen ihre alten Geschichten loswerden», sagt Schulz. Ein mit Herzen umrandeter Name zum Beispiel, der nun der Vergangenheit angehört. Oft seien es auch Jugendsünden, die man weghaben möchte.
Nyaguy weiss, dass es schwierig ist, ein Tattoo zu finden, das für alle Zeit passt. Die Körperbemalung sei Trendwellen ausgesetzt, die eben unterschiedlich lange anhalten. «Die Delphinwelle war jedenfalls schneller durch als die Sternchenwelle», sagt der Tätowierer. «Heute sind Maoris angesagt.» Das sind komplexe Motive, die der Körperkunst einer uralten Kultur entstammen. In jedem Fall sollte sich jeder rechtzeitig überlegen, was man sich tätowieren lässt. Am wichtigsten sei die Auswahl eines professionellen Studios. «Bei Tattoos sollte man nicht mit Geld sparen», sagt Nyaguy. «Denn was einmal unter der Haut ist, bleibt auch ein Leben lang unter der Haut.»
Sabrina Valt, die ein Laserstudio in Amriswil führt, sieht das anders. «Die meisten Tätowierungen können problemlos entfernt werden.» Bei der richtigen Anwendung habe die Entfernung mittels Laser keine Risiken.
Alexander Nyaguy und Raphael Schulz sehen aber einige Nachteile beim Entfernen durch Lasern. «Es besteht die Gefahr, dass die Tätowierung nicht ganz weg geht oder dass Narben bleiben.» Zudem sei die Lasermethode weitaus teurer.