«Eine Fusion wäre problematisch»

Wie schon vor vier Jahren wird das höchste politische Amt der Gemeinde Hohentannen in einer Kampfwahl vergeben. Dafür verantwortlich ist Daniel Sommer von der SVP. Der 44jährige Kleingewerbler tritt gegen den seit 2007 amtierenden Gemeindeammann Christof Rösch an.

Drucken
Daniel Sommer ist Bürger von Sumiswald BE und gelernter Kunststofftechniker TS; seit 2005 wohnt er in Hohentannen. (Bild: Nana Do Carmo)

Daniel Sommer ist Bürger von Sumiswald BE und gelernter Kunststofftechniker TS; seit 2005 wohnt er in Hohentannen. (Bild: Nana Do Carmo)

Herr Sommer, weshalb hegen Sie als Gewerbetreibender Ambitionen auf das Amt des Hohentanner Gemeindeammanns?

Daniel Sommer: Das hat damit zu tun, dass ich die Möglichkeit sähe, Erfahrungen aus dem Geschäftsleben in dieses politische Amt einfliessen zu lassen. Die Gemeinde ist in gewissem Sinn ja auch ein Unternehmen. Als Firmenchef ist man nicht nur Patron, sondern arbeitet gemeinsam mit den Angestellten auf ein Ziel hin. Für einen Gemeindeammann gilt das gleiche.

Wenn Sie mit der Amtsführung von Christof Rösch zufrieden wären, würden Sie nicht gegen ihn antreten. Was kreiden Sie dem Amtsinhaber eigentlich an?

Sommer: Meine Kritik habe ich in jüngster Vergangenheit hinlänglich dargelegt. Ich möchte nicht mehr darauf eingehen. In Gesprächen, die ich im letzten halben Jahr geführt habe, ist mir klar geworden, dass es eine gewisse Unzufriedenheit in der Gemeinde gibt. Man kann nur etwas verändern, wenn es eine Alternative gibt.

Wer mit der jetzigen Situation unzufrieden ist, soll Gelegenheit haben, einen anderen Gemeindeammann zu wählen.

Sie versuchten vor vier Jahren schon einmal, Gemeindeammann zu werden. Befürchten Sie nicht, jetzt als schlechter Verlierer abgestempelt zu werden?

Sommer: Ich kann nicht ausschliessen, dass es Leute gibt, die sagen: «Jetzt kommt der Sommer schon wieder!» Diese Gefahr besteht, obschon ich glaube, oft genug bewiesen zu haben, dass ich kein schlechter Verlierer bin.

In den letzten Jahren habe ich immer wieder Hand geboten. Der Entscheid, nochmals zu kandidieren, fiel mir nicht leicht. Ausschlaggebend war der grosse Rückhalt in der Bevölkerung.

Sie gehören der SVP an. Da drängt sich die Frage auf: Welchem Lager in der Partei rechnen Sie sich zu?

Sommer: Ich zähle mich zum rechten Flügel, vertrete in der Gewerbepolitik jedoch liberalere Positionen.

In der Kommunalpolitik spielt die Partei eine untergeordnete Rolle, hier sollte es um die Sache gehen. Als Gemeindeammann müsste ich mich ja auch mit Fragen befassen, die keine bevorzugten SVP-Themen sind.

Sie sind Präsident des Gewerbevereins Bischofszell und Umgebung. Erklären Sie den Wählerinnen und Wählern, weshalb Sie auch für die anderen Einwohner ein guter Gemeindeammann wären!

Sommer: Ich interpretiere den Begriff «Gewerbe» umfassender.

Für mich gehört zum Beispiel auch die Landwirtschaft dazu, und diese hat in unserer Gemeinde einen hohen Stellenwert. Auch Familienfragen sind mir sehr wichtig. Ich möchte ein Gemeindeammann für alle sein. Dieses Amt zu bekleiden, heisst für mich, der Bevölkerung zu dienen, und zu dieser gehören alle Einwohner.

Welchen Führungsstil pflegen Sie?

Sommer: Einen kooperativen. Das war schon in der Pfadi so, und im Militär bin ich dieser Linie treu geblieben.

Mein Bestreben ist es, alle Meinungen in einen Entscheidungsprozess einfliessen zu lassen. Selbst als Chef muss ich nicht immer das letzte Wort haben. Passieren Fehler, muss man aber dazu stehen und sie korrigieren.

Welches sind die Vorzüge der Gemeinde Hohentannen?

Sommer: Ich vergleiche Hohentannen gern mit einer Insel. Ein grosses Wachstumspotenzial gibt es hier nicht. Die Gemeinde hat einen ländlich geprägten Charakter und verfügt über eine starke Landwirtschaft.

Diese soll in einem vernünftigen Mass wachsen können. Grundsätzlich muss Hohentannen aber offen sein für alle Bevölkerungsgruppen.

In welchen Bereichen orten Sie einen Nachholbedarf?

Sommer: Die grössten Defizite sehe ich bei der Kommunikation und im Verhältnis zwischen Behörde und Bevölkerung, wo das gegenseitige Vertrauen fehlt. Es ist dringend nötig, in Zukunft offen und ehrlich zu kommunizieren, die Tatsachen auf den Tisch zu legen. Es geht nicht an, dass Informationen zurückgehalten werden.

Der Öffentlichkeit ist etwa bis heute nicht bekannt, wie viel die letztjährige Bundesfeier gekostet hat. Natürlich gibt es Fälle, wo nicht alles publik gemacht werden kann. Grundsätzlich haben die Bürger aber ein Anrecht darauf, umfassend informiert zu sein.

Gibt es Entwicklungen, die Sie fürchten, weil sie vom Gemeinderat nicht beeinflusst werden können?

Sommer: Uns könnte eines Tages der Zusammenschluss mit einer anderen Gemeinde blühen.

Dann nämlich, wenn der Kanton beschliessen würde, dass jede Gemeinde mindestens 1500 Einwohner haben muss. Diese Bedingung könnten wir nicht erfüllen.

Ist der Zusammenschluss mit einer oder mehreren anderen Gemeinden für Sie denn ein Tabu?

Sommer: Eine Fusion mit einer einzigen anderen Gemeinde hielte ich für problematisch, weil dies ein Feilschen darüber zur Folge hätte, wer was in die neue Gemeinde einbringen darf.

Einen Zusammenschluss mit mehreren anderen Gemeinden – etwa zu einer Gemeinde AachThurLand oder zu einer grossen Gemeinde Bischofszell – würde ich aber nicht von vornherein ablehnen.

Ist die Gemeinde mit der Konzentration auf erneuerbare Energie auf dem richtigen Weg?

Sommer: Das Projekt «Gemeindepower» ist eine sehr gute Sache. Es wird aber nicht von allen Einwohnern getragen.

Zudem ist in den letzten zwei Jahren nichts mehr weitergegangen, weshalb ich das Projekt für gescheitert ansehe. Ich habe den Eindruck, dass man nicht mehr weiterweiss oder sich scheut, weitere Schritte in die Wege zu leiten. Ich würde mit allen Interessierten umgehend eine Auslegeordnung machen und klären, was bisher erreicht worden ist und was noch angestrebt werden kann.

Ein Dauerbrenner ist das Restaurant Hirschen. Soll die Gemeinde diese Gaststätte behalten?

Sommer: Ja. Der «Hirschen» ist historisch gewachsen. Er gehört der Gemeinde und damit der Bevölkerung. Daran soll sich nichts ändern. Es wäre wichtig, dass diese Gaststätte möglichst bald wieder zur Verfügung stünde. Nicht als Gourmet-Tempel oder extravagantes Lokal, sondern als Treffpunkt für die Bevölkerung.

Hohentannen spielt im AachThurLand eine eher bescheidene Rolle. Liegt das nur an der Grösse der Gemeinde?

Sommer: Nein. Ein Hauptgrund ist der, dass wir uns zu sehr mit internen Angelegenheiten beschäftigen, gewissermassen eine Nabelschau betreiben. Um wahrgenommen zu werden, muss man aktiv etwas dafür tun, und das passiert derzeit in Hohentannen nicht. Im AachThurLand sollte man merken, dass auch unsere Gemeinde ein wichtiger Partner in diesem Verbund sein kann.

Interview: Georg Stelzner