Vertreter aus dem Oberthurgau haben sich mit Regierungsrätin Carmen Haag zu einer Aussprache über das neue Raumkonzept getroffen. Geschenke gab es keine. Trotzdem ist der Präsident der Regionalplanungsgruppe zufrieden.
EGNACH. Die Wogen haben sich weitgehend geglättet. «Wir hatten ein gutes und konstruktives Gespräch», sagt Stephan Tobler, der Präsident der Regionalplanungsgruppe Oberthurgau. Und Regierungsrätin Carmen Haag hat es genau gleich empfunden. «Wir konnten Unsicherheiten beseitigen und Missverständnisse klären.» Es sei in keinster Weise so, dass der Oberthurgau im Zusammenhang mit dem neuen Raumkonzept benachteiligt werde, betont Haag.
Genau dieser Eindruck ist aber im Oberthurgau zuletzt entstanden, weshalb die Regierungsrätin kürzlich mit Vertretern des Amtes für Raumentwicklung in den Oberthurgau kam. Denn während Frauenfeld 45 Hektaren und Kreuzlingen ungefähr 20 Hektaren neues Richtplangebiet erhalten soll, müssen Romanshorn und Arbon mit der heute zur Verfügung stehenden Fläche auskommen, Amriswil verliert sogar 18 Hektaren. Als Opfer der neuen Politik sehen sich aber vor allem kleine Gemeinden wie Dozwil, Kesswil oder Uttwil. «Sie sind ganz offensichtlich zum Feindbild der Raumplanung geworden», beklagte der Kesswiler Gemeindepräsident Kurt Henauer.
Eines der Probleme sei, dass alle Städte und Gemeinden über einen Leisten geschlagen würden, sagt Tobler. Die jeweiligen Verhältnisse vor Ort würden nicht berücksichtigt. «Man kann Egnach und Frauenfeld von der Struktur her aber nicht vergleichen.» Sorgen um die Zukunft macht sich ebenfalls die Wirtschaft, die keine Entwicklungsperspektiven im Oberthurgau sieht, wenn der Kanton seine Pläne wahr machen sollte.
Diese Befürchtung konnten Haag und ihre Mitarbeiter beim Gespräch mit Vertretern der Regionalplanungsgruppe zwar nicht völlig aus der Welt schaffen, sagt Tobler. Und die Regierungsrätin machte auch keine Zugeständnisse. Der Gemeindepräsident von Egnach ist trotzdem nicht enttäuscht von der Aussprache. «Ich habe ein gewisses Verständnis für das Vorgehen des Kantons gewonnen.» Die Stimmbürger hätten sich an der Urne gegen die Zersiedelung ausgesprochen. «Eine Mehrheit der Schweizer will kein ungebremstes Wachstum.» Und danach müsse sich die Raumplanung jetzt auch im Thurgau richten. «Es ist der rechtliche Rahmen, in dem wir uns bewegen.»
Der Oberthurgau habe in der laufenden Diskussion bereits einiges erreicht, ruft Tobler in Erinnerung. Amriswil, Arbon und Romanshorn würden entgegen dem ersten Entwurf den gleichen raumplanerischen Stellenwert behalten wie Frauenfeld und Kreuzlingen, die einen Sonderstatus erhalten sollten. «Und es wurden weitere Anpassungen gemacht, so dass es nicht mehr so dramatisch aussieht.» Vor allem müsse man bei den Zahlenspielen die heutige Situation berücksichtigen, sagt Tobler. Es gebe Gemeinden und Städte, die schon viel Bauland hätten, und deshalb nicht nochmals viel mehr dazu bekämen. Verluste und Gewinne würden sich so relativieren.
Im Vergleich mit dem Kanton St. Gallen stehe der Thurgau sogar noch gut da, habe ihnen Regierungsrätin Haag klar gemacht, sagt Tobler. Dort lasse der Bund ein Wachstum von insgesamt 0,5 Prozent pro Jahr zu, was dem Wert der kleinen Gemeinden im Thurgau entspreche. «Man hat uns zugesichert, dass bei uns in jedem Ort ein moderates Wachstum möglich sein soll.» Wie gross es tatsächlich ist, hängt allerdings von der Bautätigkeit in der Vergangenheit ab, die Berechnungsgrundlage für die zulässige Entwicklung war. «Bei uns in Egnach ist in der zu Grunde gelegten Periode extrem wenig passiert. Die drei neuen, grossen Überbauungen sind nicht berücksichtigt», bedauert Tobler. «Wir hätten uns einen anderen Stichtag gewünscht, beim Kanton liess man darüber aber nicht mit sich reden.»
Der Oberthurgau möchte die Zukunft eigentlich selber in die Hand nehmen. Die Region will einen eigenen Richtplan erarbeiten. «Die Abklärungen sind angelaufen. Wir hatten bereits eine erste Zusammenkunft dazu», sagt Tobler. Ob es am Schluss tatsächlich ein Richtplan im eigentlichen Sinne wird, lasse sich im Moment nicht sagen.