KREUZLINGEN. «Die Stadt wäre eine ihrer grössten Sorgen los», sagt Rainer Sigrist. «Wir meinen, unser Vorschlag wäre der Hit, aber es läuft leider sehr zäh.» Er spricht dabei von einem Weg, wie sich das seit Jahren ungelöste Problem um die Kreuzlinger Schlosswiese in Wohlgefallen auflösen soll.
Sigrist ist nicht nur ehemaliger Chef der HRS, sondern seit 25 Jahren zuständig für Baufragen in der Aufsichtskommission der Kreuzlinger Schule Bernrain. Und die Schule ist nicht nur Eigentümerin von rund 60 Hektaren Land, sondern seit der Übernahme des Gutsbetriebs Brunnegg auch Pächterin des Grundstücks zwischen Schloss Girsberg und Schloss Brunnegg.
«Wir dachten, wir können hier einen Beitrag leisten», sagt Sigrist. Die Schule Bernrain hat mit der Eigentümerin, der Rüllen AG, einen Kaufrechtsvertrag für die Schlosswiese abgeschlossen und selbst einen redimensionierten Bebauungsplan vorgeschlagen. Statt drei Wohnblöcken, sieht ihr Vorschlag für einen Gestaltungsplan nur noch deren zwei Gebäude vor. Diese stünden ganz im Osten am Rand der Wiese. Der grösste Teil des Landes bliebe aber frei und könnte ausgezont werden. «Das Gebiet, das genau zwischen den Schlössern liegt, bliebe endgültig frei», sagt Sigrist.
Klar ist, dass durch diese Teilauszonung von rechtskräftigem Bauland eine finanzielle Einbusse entstünde. Die Schule Bernrain könnte diese im Gegenzug decken, indem ein anderes, adäquates Grundstück eingezont würde. Gemeint sind die 15 000 Quadratmeter an der Bernrainstrasse vis-à-vis der Schule mit dem Namen «Pündt Süd». Dieses Richtplan-Gebiet war einst vorgesehen als neuer Standort für die Herzklinik. Doch diese plant ihr neues Domizil bekanntlich nicht mehr in Kreuzlingen sondern neben dem Kantonsspital in Münsterlingen. Auf dem neu eingezonten Bauland würde die Schule Bernrain dann ein neues Wohngebiet entwickeln.
«Wir gewinnen bei diesem Vorschlag nichts», betonen die Vertreter der Schule Bernrain. «Aber die Gefahr, dass die Stadt Schadenersatz bezahlen muss, wird gebannt.» Etwa sechs Millionen Franken – so rechnet Sigrist – würde es die Steuerzahler nämlich kosten, sollte die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) zum Schluss kommen, die Schlosswiese dürfte überhaupt nicht bebaut werden. «Das wäre de facto eine Enteignung.» Am 4. Dezember nimmt die ENHK vor Ort einen Augenschein, im Auftrag der Stadt und auf Wunsch der Rekurrenten im Rechtsstreit um die Bebauung.
Für Sigrist ist dieser Augenschein überflüssig. «Die Stadt sollte einfach den neuen Gestaltungsplan auflegen und könnte so dem aktuellen Rechtsstreit ein Ende setzen.»