Harry Lüthi-Gantenbein will Altnauer Primarschulpräsident werden. Er ist parteilos und will es auch bleiben. Menschen zählen für den Vater von vier Kindern mehr als Ideologien.
ALTNAU. Als Harry Lüthi-Gantenbein im vergangenen Jahr 40 Jahre alt wurde, sagte er sich: «Jetzt muss sich etwas ändern.» Der vierfache Familienvater entschied sich, sein Amt als Chef Meisterschaften (Wasserball Nationalliga A/B, CH-Cup, Unterligen 1. + 2. Liga Ost/Süd/Nord) beim Schweizerischen Schwimmverband und stellvertretender Sportchef zur Verfügung zu stellen. An der Delegiertenversammlung vom Freitag wird er «mit einem lachenden und einem weinenden Auge» nach über 15 Jahren Abschied vom Schwimmverband nehmen.
Mit diesem Hintergrund mag es erstaunlich wirken, dass er sich nun für das Präsidium der Primarschulgemeinde Altnau zur Verfügung stellt. Im Gespräch wird jedoch schnell klar: Harry Lüthi-Gantenbein ist ein Macher, ein Motivator, ein Leader und gleichzeitig ein Teamplayer, der die Herausforderung sucht. «Als ich von den Neuwahlen der Primarschulbehörde erfahren habe, kontaktierte ich Primarschulpräsident Hans Feuz, und so kam die ganze Geschichte ins Rollen.» Der ehemalige aktive Wasserballer (Center-Verteidiger) will der Gemeinde etwas zurückgeben und die Erwartungen erfüllen, die an ihn von verschiedenen Seiten gestellt werden.
Als Head of Human Resources Development, also Leiter der Personalentwicklung, sieht er durchaus Parallelen zum Amt des Schulpräsidenten. Nach einer Mechanikerlehre bei der Mowag in Kreuzlingen zog es ihn für drei Jahre nach Monthey, wo er bei Ciba Geigy als CNC-Dreher arbeitete. Seit der Rückkehr in den Lehrbetrieb 1993 beschäftigt sich Lüthi-Gantenbein als Berufsbildner mit Lehrlingen. «Ich bin immer für sie da und versuche, das Beste aus ihnen herauszuholen, ich fordere und fördere sie.» Dazu gehören auch klare Zielsetzungen: Pro Jahr bildet die Mowag durchschnittlich zwölf Lehrlinge aus. Bei jedem setzt der Ausbildungschef die Messlatte hoch. «Das Ziel ist, die Lehre mit einer 5 abzuschliessen.» Einer seiner Lehrlinge bereitet sich derzeit für die Berufsweltmeisterschaft vom Herbst in Calgary vor, nachdem er 2008 die Schweizer Meisterschaft als Polymechaniker im CNC-Drehen gewann.
Lüthi-Gantenbein schätzt den Umgang mit den Jungen, spricht offen und direkt mit jedem, auch wenn es um heikle Themen geht. «Ich akzeptiere jeden so, wie er ist. Ich will die Leute verstehen und gleichzeitig, dass sie mich verstehen.» Ehrlichkeit und Zufriedenheit sind Wörter, die Lüthi-Gantenbein oft benutzt und mit seinem jugendlichen Charme unterstreicht. Manchmal lehne er sich mit seiner direkten Art etwas weit aus dem Fenster. «Ich bin ein optimistischer Mensch, und ich schätze mich als einen guten Partner in einem Team ein, der unterstützt, lösungsorientiert und zielgerichtet arbeitet.» Diese Ziele wolle er auch innerhalb der Primarschulbehörde verfolgen. Mit grosser Freude, aber auch mit gemischten Gefühlen würde er das Amt übernehmen.
Lüthi-Gantenbein ist parteilos und will es auch bleiben, zumal er sich auf keiner parteipolitischen Linie festbinden lassen will: «Im Mittelpunkt steht für mich immer der Mensch, nicht die Ideologie.» Obwohl er es bedauert, dass es in Altnau zu keiner Kampfwahl kommt, ist er auf sein Wahlresultat vom 8. Februar sehr gespannt. Sein Arbeitgeber unterstützt Lüthi-Gantenbein, indem er ihm Zeitfenster zubilligt, um tagsüber Sitzungstermine wahrzunehmen. Der Zeitaufwand des Altnauer Primarschulpräsidenten wird mit 350 Stunden pro Jahr angegeben. «Vermutlich werden es mehr», schmunzelt der Kandidat. Aber ganz Teamplayer hat er auch diesen Punkt mit seiner Familie abgesprochen und sie erteilte grünes Licht. «Ohne den Rückhalt meiner Familie hätte ich mich nicht zur Verfügung gestellt.» Die Stimmen seiner Frau und Kinder sind ihm am wichtigsten, schliesslich sind sie die Nummer eins in seinem Leben.