AMRISWIL. Während der Migrationswelle in den 50er-Jahren wurde der FC Italica gegründet und ist seither in Amriswils Sportszene fest verankert. 1998 wäre jedoch der Verein, für welchen einst auch Andy Egli gegen den Ball trat, beinahe untergegangen.
Stella azzurra – ein dunkelblauer Stern – prangt auf der Trainerjacke von Aronne Loi, und darunter steht FC Italica Amriswil. Noch mehr als der Stern leuchten jedoch die Augen von Loi, wenn er über den FC Italica spricht: «Mein Herz gehört dem FC Italica», gibt der 57-Jährige dann auch unumwunden zu.
Als Aronne Loi vor 14 Jahren Präsident wurde, da stand das Weiterbestehen des Vereins auf Messers Schneide. Während eines Spiels gerieten einige Spieler mit dem Schiedsrichter aneinander, mit dem Resultat, dass die Mannschaft für über ein Jahr vom Spielbetrieb suspendiert wurde. Viele wollten den Bettel damals hinschmeissen, doch für Loi kam das nicht in Frage.
Loi übernahm das Präsidium des FC Italica. Er konnte viele Spieler überreden, auch ohne Ernstkämpfe weiterzumachen, und hielt so den Verein am Leben. Mit dabei war dannzumal auch Stefano Cardinale. Der Erler spielte früher unter anderem bei Kradolf und stiess 1992 zum FC Italica. 1999 übernahm er das Traineramt bis 2003.
Unter der Ägide Cardinales feierte die Mannschaft 2002 den Aufstieg in die 4. Liga. «Damals hatten wir richtig gute Spieler, welche eigentlich zu stark für unsere Liga waren», schwärmt Cardinale noch heute, wenn er die Zeit beschreibt, die nun schon zehn Jahre zurückliegt.
Die Gründe dafür, dass solche Spieler für den FC Italica gespielt haben, sieht Cardinale im starken Zusammenhalt des Fussballteams. «Die Stimmung bei uns ist locker», verrät Cardinale. «Das mag mit ein Grund sein, weshalb sich gute Spieler uns anschliessen, die zwar vom Potenzial her in einer höheren Liga spielen könnten, aufgrund ihres Berufs oder Studiums jedoch nicht mehr als zweimal pro Woche trainieren wollen.»
Dass Aronne Loi massgeblichen Anteil an dieser angenehmen Atmosphäre hat, das weiss auch Stefano Cardinale. «Den FC Italica kann ich mir ohne Aronne gar nicht vorstellen», sagt er.
1980 zog Aronne Loi aus Sardinien in die Schweiz. Seine Schwester war schon elf Jahre zuvor nach Amriswil gekommen. Loi schloss sich bald dem FC Italica an, wo er gut aufgenommen wurde.
Auch dank des Vereins konnte sich der damals 25-Jährige hier integrieren. «Das war auch meine Motivation, als ich vor 14 Jahren Präsident wurde», so Loi, «dass diese wichtigen sozialen Aufgaben eines Vereins bestehen bleiben. Ich wollte Junge animieren, in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles zu tun, statt herumzuhängen.»
Es sei auch eine Art, der Gesellschaft Danke zu sagen, die ihn gut aufgenommen hatte, und ihr mit seinem Engagement als Präsident beim FC Italica so etwas zurückzugeben.
Eine Anekdote blieb Aronne Loi aus diesen vergangenen 14 Jahren besonders in Erinnerung. In seinem letzten Spiel als aktiver Spieler im Jahre 2001 hätte er gerne zumindest in einem Match mit seinem damals 16jährigen Sohn Enea zusammengespielt. Doch als Loi junior eingewechselt wurde, da geschah dies ausgerechnet anstelle von Loi senior, der für seinen Sprössling den Platz verliess.
Der Trainer damals war Stefano Cardinale, doch Loi trägt ihm das deswegen nicht nach. Im Gegenteil! All die Jahre arbeiteten die beiden meist harmonisch zusammen. «Nur während der Spiele, da musste der Presidente auf die andere Spielfeldseite, weg von der Spielerbank», erinnert sich der ehemalige Trainer Cardinale lachend. Und auch Loi schmunzelt: «Ich fieberte halt immer lautstark mit meiner Mannschaft mit.»
Aber 14 Jahre als Präsident, das führte auch bei Aronne Loi zu einer Amtsmüdigkeit. Er dachte schon seit geraumer Zeit darüber nach, einem Jüngeren Platz zu machen. Und es ist nicht verwunderlich, dass er dabei an seinen langjährigen Weggefährten Stefano Cardinale dachte. Dieser hatte sich in der letzten Zeit etwas zurückgenommen im Verein. «Ich habe eine Vorahnung gehabt», gibt Cardinale zu. Deshalb wollte er auch etwas Abstand gewinnen und nachdenken, ob das Präsidentenamt für ihn in Frage käme. Cardinale entschied sich letztlich im vergangenen Herbst, Loi an der Spitze des FC Italica zu beerben. Am 6. Januar war Stabsübergabe.
Und Loi weiss genau, dass Cardinale sein idealer Nachfolger ist: «Er ist der richtige Präsident. Er hat gute Kontakte zu den Jungen und auch zum FC Amriswil.»
Cardinale will nun nicht alles umkrempeln, «aber wenn ich so weiterfahren würde wie bisher, dann hätte ich gar nicht ernst anzufangen brauchen», ist er überzeugt. Er will den FC Italica wieder attraktiver machen. Die Spieler sollen sich bewusst werden, was das für ein Traditionsverein sei.
Über den FC Italica soll man wieder vermehrt reden – positiv natürlich. Dazu gehöre auch, dass man dem Gegner und dem Schiedsrichter Respekt entgegenbringt. Dass dieser Verhaltenskodex beibehalten wird, das ist Cardinale wichtig. Denn nur so würde man auch sie respektieren.
Es hänge jedoch alles zusammen, weiss der neue Präsident. Der Verein wolle weiterhin an Festen als Helfer oder als Organisator präsent sein, um so die Vereinskasse aufzubessern. Deshalb möchte der FC Italica auch in diesem Sommer wieder die Spiele der Fussball-EM live auf einer Grossleinwand übertragen.
Finanziell soll der Verein, der zwar zum FC Amriswil gehört, jedoch eine eigene Kasse führt, weiterwachsen.
So weit Cardinales Pläne und Ziele. Ihm schwebt unter anderem auch eine einheitliche Trainingsbekleidung vor. Damit soll der Zusammenhalt der Mannschaft weiter gestärkt werden, und natürlich soll sich infolge dessen auch wieder sportlicher Erfolg einstellen. «Immerhin sind wir ein Sportverein!», betont der neue Präsident.