«Das Spiel ist durchschaubar»

Eine Studie empfiehlt der Gemeinde, auf dem «Bodan»-Areal nicht hoch zu bauen. Rolf Beerli will mit seinem Projekt inklusive Saal aber noch nicht klein beigeben – obwohl er glaubt, dass die Meinung des Gemeinderats gemacht ist.

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Soll abgerissen werden und einem Neubau weichen: Der Romanshorner «Bodan». (Archivbilder: Michel Canonica)

Soll abgerissen werden und einem Neubau weichen: Der Romanshorner «Bodan». (Archivbilder: Michel Canonica)

Herr Beerli, kein Bauen in die Höhe auf dem «Bodan»-Areal: Das empfiehlt eine Studie dem Gemeinderat. Das war's dann wohl für Ihre Pläne einer Grossüberbauung.

Rolf Beerli: Das sehe ich anders. Wer eine Studie in Auftrag gibt, definiert auch die Aufgabenstellung. So, wie ich es mitbekommen habe, lautete diese, zu untersuchen, ob man unter den aktuellen Rahmenbedingungen Hochhäuser in Romanshorn erstellen kann.

Unserer Ansicht nach müsste sich die Gemeinde aber aufraffen und den Gestaltungsplan fürs «Bodan»-Areal ändern. Wir sind überzeugt, dass eine klare Mehrheit der Bevölkerung das wünscht. Bereits in unserem Tauschangebot haben wir auf eine Änderung des Gestaltungsplans hingewiesen.

Romanshorn verfügt über ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Dünkt es Sie nicht logisch, dass bei Projekten, welche stark darin eingreifen, ein besonders strenger Massstab gilt, wie Christian Blum, der Vertreter des mit der Studie beauftragten Büros, festhielt?

Beerli: Das ist uns bewusst und auch in Ordnung.

Gemäss Christian Blum müsste sich eine Nutzung finden, welche einen dominierenden Auftritt in der Stadtkulisse rechtfertigt, wenn man auf dem «Bodan»-Areal höher bauen möchte. Zudem müsste das Projekt eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität aufweisen, welche dem Ortsbild gerecht wird. Behaupten Sie, dass das bei Ihrem Projekt der Fall wäre?

Beerli: Ich denke, dass ein Grossteil dieser Anforderungen bereits erfüllt ist. Bevor wir unsere Planungen begonnen haben, haben wir uns nämlich mit den städtebaulichen und wirtschaftlichen Anforderungen beschäftigt und auch das Potenzial für Geschäfte, Wohnungen und Hotelzimmer weitgehend abgeklärt.

Nur schon das Beispiel der Passerelle, welche die Überbauung über die Bahngleise hinweg mit dem See verbinden soll, zeigt, dass wir auf städtebauliche Aspekte Rücksicht nehmen wollen. Die Passerelle ist für uns nämlich eher ein Kostenpunkt, für Romanshorn aber wichtig, indem sie eine direkte Verbindung zum See schafft. Zudem ist zu sagen, dass man unser Projekt auch anpassen kann.

Aber auch kantonale Stellen und die eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission teilen das Hauptfazit der Studie. Die Gemeinde hätte langwierige juristische Auseinandersetzungen zu befürchten, wenn sie sich über die Empfehlungen der Studie hinwegsetzen wollte.

Beerli: In unserer Offerte setzten wir eineinhalb Jahre für eine Änderung des Gestaltungsplans ein. Dafür braucht es einen gemeinsamen Willen von Gemeinderat, Bevölkerung und Investoren. Von unserer Seite ist er da, von der Bevölkerung spüren wir Begeisterung für unser Projekt.

Die einzige Partei, die verhindert und verwaltet, ist die Gemeinde. Wer aufmerksam durch Romanshorn läuft, sieht das Resultat. Dies, während der Vertreter des mit der Hochhausstudie beauftragten Büros von einem «sehr homogenen und interessanten Ortsbild» spricht…

Trotz vieler positiver Stimmen aus der Bevölkerung gibt es immer wieder Leute, die finden, ein hoher Turm mit Wohnungen und Hotelzimmern passe nicht nach Romanshorn. Wären Sie denn bei der Höhe der Überbauung zu Zugeständnissen bereit?

Beerli: Wenn man ein Projekt angeht, gibt es verschiedene Interessengruppen. Alle Bedürfnisse wird man nie befriedigen können. Unser Ziel ist es, der grossen Mehrheit der Bevölkerung etwas zu bieten. Dass es Gegenstimmen gibt, ist in Ordnung, wir leben in einer Demokratie.

Nochmals: Wären Sie bereit, weniger hoch zu bauen, als Sie das bisher vorsahen? Christian Blum sprach beispielsweise davon, man könne das Potenzial von vier- bis sechs-, vielleicht sogar achtgeschossigen Bauten untersuchen. Das wären dann 24 bis 25 Meter.

Beerli: Von unserer Seite aus wäre das Interesse an einem solchen Projekt sicher etwas geringer. Der wirtschaftliche Erfolg eines solchen Projekts und der Aufschwung für den Ort würden nämlich kleiner. Wir würden lieber etwas Grösseres realisieren.

Nach mehrfachem Nachfragen hat Sie der Gemeinderat vor kurzem zu einem Treffen eingeladen. Macht ein solches unter den aktuellen Gegebenheiten überhaupt noch Sinn?

Beerli: Das Spiel des Gemeinderats ist durchschaubar: Er will sein Saalbauprojekt auf dem Güterschuppenareal realisieren und sich nicht die Blösse geben, 600 000 Franken Planungskosten in den Sand gesetzt zu haben für ein Projekt, das viele Nachteile hat.

Stichworte: Bauen direkt am Wasser, ein Saal ohne Übernachtungsmöglichkeiten, der in Konkurrenz zu anderen Sälen steht, eine Tiefgarage mit nur wenigen Plätzen, schlechte Zufahrt. Deshalb ahnen wir, wie das Gespräch verlaufen wird: Der Gemeinderat wird uns zwar nett empfangen, aber sagen, unser Projekt passe nicht in die aktuellen Rahmenbedingungen. Trotzdem werden wir gerne zu diesem Treffen gehen. Wir haben mehrfach darum ersucht. Und wir werden deutliche Worte finden.

Dies, weil wir überzeugt sind, dass der Gemeinderat und die paar Leute in seinem Umfeld mit ihrer Haltung ziemlich alleine dastehen.

Interview: Daniel Walt