WEINFELDEN. Seit Jahren will die Bürgergemeinde Weinfelden Wohnungen für über 60-Jährige beim «Trauben» bauen – auf denkmalpflegerisch heiklem Gebiet. Ein Gutachten wirft nun offenbar mehr Fragen auf, als es Antworten liefert.
Bürgerpräsidentin Isabella Bayer ist nicht zu beneiden. Immer wieder muss sie an Versammlungen der Bürgergemeinde erklären, dass es hinsichtlich der geplanten Alterswohnungen auf dem «Trauben»-Areal nicht vorwärts gehe. Zwar ist die Bürgergemeinde jetzt im Besitz des sehnlichst erwarteten Gutachtens der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK), «doch das Gutachten liefert keine Antworten. Dafür hat es eher neue Fragen aufgeworfen. Wir hatten gehofft, dass das Gutachten aufzeigt, was möglich wäre», sagt Bayer. Tatsache ist, dass die Bürgergemeinde ihre Alterswohnungen auf denkmalpflegerisch heiklem Gebiet bauen will – auf dem Areal zwischen der evangelischen Kirche und dem «Trauben». Beide Gebäude stehen unter dem besonderen Schutz der Eidgenossenschaft.
Die Denkmalpflege soll ihre schützende Hand auch über das sogenannte Haus Künzler halten, in dem einst ein Spielsalon untergebracht war. Dieses Haus hatte eine ausserordentliche Versammlung der Bürgergemeinde im Dezember 2011 gekauft. Zuvor hatten Weinfelder Bürgerinnen und Bürger die «Trauben»-Scheune erworben – im Abtausch mit einem anderen Grundstück im Weinfelder Schachen. Mit dem Erwerb dieser beiden Gebäude waren wichtige Voraussetzungen für die weitere Planung des Vorhabens geschaffen worden. Für Isabella Bayer ist klar, dass die Bürgergemeinde – auch bei der neuen Ausgangslage – am Projekt für die Neubauwohnungen 60plus dranbleibt.
«Es ist aber nun sicher ein längerer Weg bis zur Realisierung, als wir anfänglich gedacht und es uns im Verwaltungsrat erhofft hatten», sagt die Präsidentin. Immerhin hätte der Projektwettbewerb für die Wohnungen 60plus bereits 2012 durchgeführt werden sollen.
Die Bürgergemeinde werde sicher noch einmal das Gespräch mit der Denkmalpflege suchen und die Möglichkeiten abklären. «Bis zur Versammlung der Bürgergemeinde am kommenden 15. Mai werden wir im Verwaltungsrat weitere Abklärungen tätigen und dann ausführlich über das weitere Vorgehen informieren. Am Bürgertrunk, der kürzlich stattfand, konnte ich aufgrund der neuen Ausgangslage nur kurz informieren.»
Wie delikat die Angelegenheit ist, zeigt auch die Tatsache, dass sich weder der Denkmalpfleger Stephan Kraus noch der Chef des Weinfelder Bauamtes, Martin Belz, zu dem eidgenössischen Gutachten äussern wollen. Beide verwiesen auf die Weinfelder Bürgergemeinde als Hauptbetroffene.