OBERAACH. Anstatt die unter Schutz stehende Linde zwischen Oberaach und Niederaach zu fällen, haben Christian Niederer und Nachbarn den Baum verpflanzt. Der Eigentümer hofft nun, dass die Linde am neuen Ort gedeiht.
«Wenn jeder Spaziergänger der Linde eine Giesskanne voll Wasser bringt, wird sie es auf jeden Fall schaffen», sagt Christian Niederer und schmunzelt. Die Rede ist von jenem unter Schutz stehenden Baum, der vom Kanton hätte gefällt werden sollen, weil er einem Strassenprojekt im Wege stand.
Freude habe er keine gehabt, als ihm der Kanton mitteilte, die Linde müsse weg, sagt Christian Niederer. Er hatte den Baum in den 80er-Jahren gepflanzt und sich über das gesunde Wachstum der Linde gefreut. Der Kanton holte eine Expertise ein, ob der Baum eine Überlebenschance hätte, würde er verpflanzt. Doch der Experte kam zum Schluss, dass die Linde nicht erhalten werden könne. «Zuerst dachte ich: <Jänu>.» Dann aber sei er zum Schluss gekommen, dass man es doch wenigstens versuchen könnte, schildert der Landwirt.
Ganz von ungefähr kommt diese Überlegung nicht. «Mein Vater hat infolge der Arrondierung der Obstanlagen einst erfolgreich Apfelbäume verpflanzt», sagt Niederer. Das mit gutem Erfolg. «Dann muss doch das auch mit einer Linde möglich sein.» Dem Landwirt fehlten allerdings die dazu notwendigen Maschinen. Hier konnte Nachbar Stefan Koster helfen.
So haben sich die Landwirte kürzlich daran gemacht, die Linde an ihren neuen Platz zu bringen. Sie steht nun dort, wo der Kanton eine Ersatzpflanzung für den unter Schutz stehenden Baum vorgesehen hatte. «Wir haben sie nun auf der anderen Seite der Strasse eingesetzt.»
Damit die Linde sich wieder entwickeln kann, hat Christian Niederer den Baum verjüngt. «Wir haben ihn so zurückgeschnitten, dass die Krone dem in Mitleidenschaft gezogenen Wurzelwerk nicht zu viel Kraft entziehen kann», erklärt der Landwirt. Nun hoffe er darauf, dass der Baum genügend Wasser hat, um sich am neuen Standort wieder fest verwurzeln zu können.
Ob der Kanton für die entstandenen Kosten aufkommen wird oder der Eigentümer darauf sitzen bleibt, ist noch unklar. Christian Niederer hofft darauf, dass der Kanton sich hier kulant zeigen wird. «Hätte er eine stattliche Linde aus der Baumschule beziehen müssen, wären auch Kosten von über 1000 Franken angefallen», sagt er. Das Verpflanzen sei günstiger gewesen. Und man habe einen gesunden Baum erhalten können.
Weil ihm vor allem letzteres wichtig gewesen ist, hat Christian Niederer die Kostenfrage auch nicht in den Vordergrund gestellt. Er sagt mit einem Lachen: «Wenn der Kanton nicht dafür aufkommt, werden wir dann wohl sammeln gehen müssen.» Wieder ernst, meint er: «Ich gehe davon aus, dass man mit den zuständigen Stellen reden kann.»
Stadtrat und Landwirt Stefan Koster, der an der Umpflanzaktion beteiligt gewesen ist, freut sich über die Initiative von Christian Niederer. Er geht davon aus, dass der Baum eine gute Überlebenschance hat und sich bald wieder als Ruheplatz für Fussgänger und Velofahrer anbietet.
Mit dem Baum ist auch das Bänkli umgezogen. Für Christian Niederer eine ganz besondere Bank. Er und seine Frau haben diese nämlich einst von Freunden zur Hochzeit geschenkt bekommen und später als öffentlichen Ruheplatz am Fusse der markanten Linde zur Verfügung gestellt.