Zwei Hausärzte aus Tägerwilen und einer aus Ermatingen haben sich zusammengeschlossen, drei junge Ärztinnen sind hinzugestossen. Mit der Praxisgemeinschaft ist die ärztliche Grundversorgung in der Region gesichert.
TÄGERWILEN. Es riecht noch alles nach frischer Farbe in den neuen, hellen und grossen Räumen der Praxisgemeinschaft am Pflanzberg an der Poststrasse 20 in Tägerwilen. Seit dem 3. Januar haben sich die zwei Tägerwiler Hausärzte Thomas Schneider und Urs Roth sowie der Ermatinger Adrian Hermann zusammengeschlossen. «Vor 16 Monaten wuchsen auf diesem Grundstück noch Rüebli», sagte Schneider an der gestrigen Medieninformation. «Unsere Vision ist nun aber Realität geworden und das erst noch früher als gedacht.» Ursprünglich sei geplant gewesen, die Praxis im April 2013 zu eröffnen. «Doch wegen des guten Wetters im Winter vor zwei Jahren ging es mit dem Bau schneller voran. Das kommt nicht oft vor.»
Mit der Gemeinschaftspraxis sei die medizinische Grundversorgung in der Region längerfristig gesichert, sagte Leiter Thomas Schneider. «Einzelpraxen sind heute nicht mehr gewünscht. Viele junge Ärzte können sich eine Tätigkeit auf dem Land nicht mehr vorstellen.» Zu hoch sei die Belastung und die Arbeitszeiten zu lang.
Mit dem Zusammenschluss haben die drei Hausärzte ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen und tragen mit Assistenzstellen bewusst zur Nachwuchsförderung bei. «Bei uns werden auch Praxisassistentinnen ausgebildet», fügte Schneider hinzu.
Neben den drei gestandenen Hausärzten haben drei junge Kolleginnen ihre Arbeit in der Gemeinschaftspraxis aufgenommen. Diese betreuen neben der Inneren Medizin auch die Fachrichtungen Gynäkologie, Pädiatrie und Chinesische Medizin. «Wir bieten hier eine Betreuung von der Geburt bis zum Tod an», meinte Schneider stolz. «Das grössere Team ermöglicht längere Präsenzzeiten, kürzere Wartezeiten und problemlose Ferienvertretungen.» Insgesamt arbeiten 18 Personen in der Praxis. Hinzu kommt das Angebot mit Physiotherapie unter der Leitung von Nicole Kiera und von Osteopath Theo Brunt in der ersten Etage.
Die meisten Patienten hätten Verständnis für die Zusammenlegung der Praxen und seien neugierig und offen, sagte Schneider. «Es ist aber schon so, dass das Persönliche aus den Einzelpraxen etwas fehlt. Man muss sich nun ans Neue gewöhnen.» Für die Ermatinger sei es allerdings ein grosser Gump, dass es nach seinem Weggang und dem Tod von Kurt Hausammann im Dorf keinen Hausarzt mehr gebe und sie nach Tägerwilen fahren müssten, sagte Adrian Hermann. «Ich verstehe, dass die Leute darüber nicht so glücklich sind. Aber an der Versorgung ändert sich nichts. Wir bestreiten auch den Notfalldienst im Raum Untersee.»
Für Markus Thalmann, Gemeindeammann von Tägerwilen, war gestern ein Freudentag. «Ich finde es toll, dass die drei Hausärzte den Veränderungsprozess in ihrer Branche erkannt haben. Sie waren motiviert und mutig zu handeln, damit es nach ihnen weitergeht.» Er sei von der Idee einer Gemeinschaftspraxis sofort begeistert gewesen. «Das wichtigste für das Dorf und die Umgebung ist, dass die Grundversorgung gesichert ist», sagte Thalmann. Mit dem Projekt ist auch Generalunternehmer Konrad Häberlin zufrieden: «Es war gut, dass Markus Thalmann sagte, er wolle nicht nur Wohnungen in der Überbauung, und wir das Baugesuch überarbeiten mussten.»