Mit vielen Völkern und Kulturen in Zentralasien sind Urs und Maria Lutz vertraut. Die Arboner bieten geführte Reisen entlang der bekannten Seidenstrasse an. Als Abenteuer der besonderen Art auf dem Motorrad.
Hedy Züger
«Möchten Sie einen Tee aus Kirgistan mit Gochibeeren?» Maria Jutz weist auf ihr Mitbringsel aus einem besonders attraktiven Land an der Seidenstrasse hin. Diese, während Jahrhunderten die bedeutendste Handelsstrasse der Welt, weckt immer noch magische Gefühle. So fuhr auch Urs Jutz durch Länder wie Iran, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan – und kam in China an. Mit dem Motorrad. Von seiner Reise berichtete er in einem Diavortrag. Das Echo war eindeutig: «Das möchten wir auch erleben.»
Seit 2004 führt Jutz nun immer wieder Fahrten entlang der Seidenstrasse durch. Inzwischen hat er vielerlei Erfahrungen gesammelt, kennt mehrere Routen, weiss über Völker und Kulturen, Strassen und Unterkünfte Bescheid und bietet Motorradtouren mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad an. Wer neupensioniert, ein guter Töfffahrer ist und die Enduro-Prüfung absolviert hat, wer Zeit und Lust hat, viel zu sehen und einiges zu erleben, entscheidet sich vielleicht für eine Tour von dreissig Tagen Dauer. Berufstätige melden sich eher für eine neuntägige Fahrt an. 2017 bietet MuzToo, so heisst das Unternehmen von Urs Jutz, erstmals solche Reisen mit dem Auto an. Es besteht die Möglichkeit, bis nach Tibet zu kommen. «Das ist ein Traumziel etwas älterer Leute», weiss Jutz, «ein Lebenstraum, den sie sich noch erfüllen wollen.»
Er besuche Klöster und weitere Sehenswürdigkeiten, sogar das Basislager für die Bergsteiger am Mount Everest. Der Reiseunternehmer bietet die Möglichkeit, aus seinen Programmen eine gewisse Teilstrecke auszuwählen, sozusagen ein Modul zu buchen.
«Wir Schweizer sind in Sachen Unterkunft eher etwas wählerisch», weiss Jutz, darauf achtet er. In manchen zentralasiatischen Ländern kann privat bei Familien übernachtet werden.Das ist eine Chance, viel näher an die herzliche, gastfreundliche Bevölkerung heranzukommen, zum Beispiel in Kirgistan. Von diesen Homestays profitierten ganze Dörfer, denn kleine Einnahmen aus dem Tourismus seien hoch willkommen. In höheren Lagen gibt es als Gastunterkünfte ohnehin nur Jurten. Und die alten Karawansereien? Sie bieten oft nur Mahlzeiten an, in Einzelfällen kann aber in gut restaurierten Karawansereien auch übernachtet werden. Gibt es Risiken zu beachten? «Die Vorurteile Iran gegenüber legen alle Teilnehmer jeweils ganz schnell ab», berichtet Jutz aus seiner Erfahrung. «Die Iraner sind Gästen gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen.» Ein politisches oder terroristisches Risiko könne derzeit überall praktisch ausgeschlossen werden.
Dass Töfffahrer mit Erfahrung mitkommen und vorsichtig fahren, das sei wichtiger. Urs Jutz spricht trotzdem vom «Abenteuer Seidenstrasse» – die Fahrten verlaufen nicht immer hundertprozentig nach Programm. Doch wer sich auf solche Reisen einlässt, erwartet keinen fadengeraden Verlauf, und schon gar kein Verhätscheln in Fünfsterne-Hotels.