Alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz war der illustre Gastredner an der politischen Bettagsfeier. Für den Frieden einstehen: Dies war der Kernsatz des Anlasses im Gedenkjahr für Niklaus von Flüe.
Hedy Züger
Für die Ortsparteien war die politisch und religiös inspirierte Bettagsfeier erneut ein Erfolg, für die Teilnehmer ein berührendes Erlebnis. Als Auftakt intonierte die Jugendmusik unter der Leitung von Thomas Gmünder «Heal the World» von Michael Jackson. Jeden Tag habe Bruder Klaus auf den Knien für den Frieden im Land gebetet, so Kantonsrat Andrea Vonlanthen, und er habe zwischen den zerstrittenen Eidgenossen Versöhnung und Einigkeit erreicht. An die bewährten christlichen Werte wolle auch der Bettag erinnern.
Alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz nehme nicht alle ihm angebotenen Termine an, sagte Vonlanthen. Umso mehr freute sich die Zuhörerschaft in der vollen Martinskirche über den Gast und seine Ansprache. Merz: «Im Frieden schlummert etwas wie Musik.» Doch Friede unter den Menschen, unter den Völkern sei fast nicht zu erreichen. Fünfzig Millionen Menschen seien derzeit auf der Flucht, Terror und Gewalt an der Tagesordnung. Merz: «Gewaltlosigkeit gilt auch als Ziel der Religionen, doch sie kennen keine Gnade, wenn es um die Verteidigung ihres Glaubens geht.»
Eine Antwort finde sich im Hebräerbrief: «Jaget nach dem Frieden.» Friede falle nicht vom Himmel, nur mit Anstrengung sei er zu erreichen. Die Bestätigung lasse sich seit 1291 aus der Schweizergeschichte ablesen. Aber nur mit Gewalt gegen fremde Mächte, bei grossen Verlusten an Menschenleben sei seit 170 Jahren der Friede in der Schweiz Realität. Zum Frieden trage seit 1947 auch das Abkommen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften bei. Es sei sein Herzensanliegen, sagte Merz, allen Leuten zu danken, die sich für Hilfe am Mitmenschen einsetzten. Arbor felix, glücklicher Baum. «Sind wir glücklich, die wir in dieser Stadt mit den hohen Steuern wohnen?» Doch es gehe nicht nur um das persönliche Glück, sagte Vizestadtpräsident Patrick Hug: «Was können wir selber zum Glück in dieser Stadt beitragen?»
Es gelte, dort Busse zu tun, wo wir die Verantwortung gegenüber dem Staat und unseren Mitmenschen nicht wahrgenommen hätten, zitierte Roman Buff beim Verlesen des Bettagsmanifestes. Arbon sei aufgerufen, sich für den Lebensstil des Friedens zu entscheiden. Myrta Lehmann formulierte einen Dank für das Leben in Freiheit und die fähigen Menschen, die für unser Land Verantwortung übernehmen; in Urs Gähwilers Bitte ging es um eine selbstbewusste Stadt mit Menschen, die horchen und gehorchen können. Köbi Auer wartete zum Stichwort Busse mit einem Veloklau auf, den er einst beging: «Zuerst hatte ich ein schlechtes, nach dem Büssen ein gutes Gewissen und erst noch das lang ersehnte Velo.» Aaron Landolt und Richard Oroshi dankten «für das, was heute zu Hause Feines aus unserer Küche kam». Ein Chlöpfmoscht aus Arboner Produktion wartete im gotischen Chor darauf, alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz überreicht zu werden. Dieser unterhielt sich im Pfarreisaal mit vielen Besuchern.