Eigentlich wollte die deutsche Biker-Gruppe zügig ihre Etappe seeabwärts duchradeln. Doch der portugiesische Trommelwirbel, die lüpfigen folkloristischen Melodien vom Balkan und die durchdringenden urschweizerischen Alphorn-Klänge lassen sie innehalten am Arboner Quai.
ARBON. Und bald sind sie, wie andere Passanten an diesem Samstag, mittendrin im multikulturellen Geschehen.
Fahnen von zwanzig Nationen hängen an einer zwischen Bäumen gespannten Leine in der lauen Vorsommerluft. Fast so viele Kulturen sind im baumbestandenen Gelände des Jakob-Züllig-Parks vertreten: generationenübergreifend durch Menschen von Sri Lanka bis Spanien, Serbien bis Guinea, Portugal bis Kroatien und Griechenland. Ein kunterbunter Schmelztiegel.
Das Arboner Kulturenfest schafft grenzenlose Begegnungen. Und auch für Einheimische, die das Publikum im Park aufmischen, gibt es an diesem sonnig-friedlichen Tag weder Vorbehaltshürden noch gewohnheitsmässige Hindernisse. Viele sind beeindruckt. «Es ist wunderbar: so viele Besucher, Familien mit Kindern, diese ansteckende friedliche Stimmung und dieses Miteinander», schwärmt Nada Strasser.
Die gebürtige Kroatin ist die Drehscheibe und das Schwungrad des Arboner Ausländernetzes. Und zum siebenten Mal organisiert sie mit einem bunt zusammengewürfelten OK das Arboner Kulturenfest.
Entsprungen ist es dem Kinderfest – 2005 – mit dem Ziel, für die Integration ein Zeichen zu setzen. Sie erlebbar zu machen und zu fördern über das, was Menschen schon immer verbunden hat: die Kultur und die gemeinsame Pflege ihrer Traditionen. Den unterstützenden Rahmen, dass sich das entfalten kann, bietet die Stadt Arbon mit dem Sozialamt. Tätig aber werden die Vertreter der ausländischen Vereine und Bevölkerungsgruppen selber.
Stadtrat Hans-Ulrich Züllig zeigt sich sehr angetan vom Gebotenen und ist fast sprachlos-begeistert. So hält er seine Rede kurz – und lässt das bunte Programm seinen Lauf nehmen. Den türkischen Frauen und Männern in ihren Trachten ist der Stolz ins Gesicht geschrieben, als sie auf der Bühne vor dem Pavillon heimatliche Volkstänze aufführen. Später tanzt eine griechische Gruppe leidenschaftlich – Alexis Sorbas lässt grüssen – den Sirtaki und animiert zum Mitmachen. Und da begegnen sich die urchigen Appenzeller mit ihren Alphörnern und die portugiesische Trommlerformation in Uniformen ihrer Landesfarben. Die deutschen Radler haben unterdessen auch ihr Bier bekommen. Zudem kommen kulinarische Gelüste auf. Die Parkluft ist geschwängert von Gerüchen einer internationalen Küche: von Cevapcici bis asiatisch, von Lahmacun bis Paella.
Wichtig ist Nada Strasser, dass es gesellschaftlich auch im Mikrokosmos einer Stadt keine Ghettoisierung gibt. Auch dafür, respektvoll aufeinander zuzugehen, stehe das Kulturenfest. «Und es funktioniert», könnte man da einen bekannten Werbespruch bestätigend heranziehen.