Die Allgemeinmedizinerin Elisabeth Bognar erweiterte ihre Praxis. Kinderärztin Olena Germann deckt einen Bereich ab, den es in der Stadt bisher nicht gab.
Rita Kohn
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Verwöhnt sind die Amriswiler nicht, wenn es um die ärztliche Versorgung in der Stadt geht. Etliche der Hausärzte haben Aufnahmestopp, Fachärzte gibt es in der Oberthurgauer Stadt nur wenige. Gerade Kinderärzte sind in der Region kaum vertreten. «Deshalb war für mich klar, dass ein Kinderarzt eine ideale Ergänzung zu meiner Praxis wäre», sagt die Allgemeinmedizinerin Elisabeth Bognar. Heute würden immer weniger Hausärzte in Kinderheilkunde ausgebildet, dafür sei eine Spezialisierung nötig.
Diese Spezialisierung bringt Olena Germann mit. Die junge Ärztin ist selbst Mutter von zwei kleinen Kindern und kam so in die Praxis von Elisabeth Bognar. «Ein glücklicher Zufall», sagt diese. Sie habe ihre junge Kollegin gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, wieder zu praktizieren. Denn seit ihrem Umzug in die Schweiz vor drei Jahren setzte die aus der Ukraine stammende Kinderärztin Olena Germann mit ihrem Beruf aus. «Ich hatte mir schon vorher überlegt, wieder zu praktizieren», sagt die junge Ärztin mit einem Lächeln. Die Anfrage sei gerade im richtigen Moment gekommen.
Olena Germann ist aus Überzeugung Kinderärztin. So sei es für sie auch eine Überraschung gewesen, dass sich in Amriswil kein Berufskollege angesiedelt hat. Denn gerade bei kleinen Kindern sei es wichtig, ihre Sprache zu verstehen. «Sie zeigen deutlich, wo es ihnen weh tut», sagt sie. Aber dazu braucht es den Kinderarzt, der das alles richtig zu deuten weiss. Sie selber wird für Kinder ab Geburt bis zum jungen Erwachsenen von 18 Jahren da sein. Mit einem Schmunzeln sagt sie: «Schön wäre es natürlich, wenn nur ganz wenige Kinder krank sind, und es vor allem um Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen gehen würde.»
Vorerst wird Olena Germann nur Teilzeit in der Praxis sein. «Es wir aber kein Problem sein, einen Termin zu bekommen», versichert sie. Sollte der Bedarf an einer Kinderärztin in Amriswil wachsen, wird sie ihr Pensum erhöhen. Das sei unter anderem auch deshalb gut möglich, weil sie in Amriswil lebe. «Es ist für mich eine ausgesprochen gute Möglichkeit, hier vor Ort zu praktizieren», sagt Olena Germann.
«Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit mit der neuen Kinderärztin», versichert Elisabeth Bognar. Sie schätze die Arbeit im Team. Lobende Worte findet die Amriswiler Ärztin auch für ihre Praxishelferinnen. «Sie haben sich gut vorbereitet.» Sie hätten freiwillig ein Kurzpraktikum bei einem Kinderarzt gemacht, um der neuen Aufgabe gerecht werden zu können. Für die Allgemeinmedizinerin Bognar ist das alles nicht selbstverständlich. «Ich hatte einfach sehr viel Glück mit dem ganzen Team, das sich hier zusammengefunden hat.»
Mit Olena Germann habe sie zudem eine profilierte Fachfrau für den Bereich gewinnen können. «Sie hat nicht nur schon etliche Jahre praktiziert, sie hat auch schon Fachliteratur veröffentlicht.» Dass es in Amriswil noch weitere Ärzte leiden mag, weiss die vor einigen Jahren aus Deutschland zugezogene Medizinerin. Vom Aufnahmestopp bei einigen Arztpraxen in Amriswil hat sie auch schon gehört. «Bei uns gibt es das derzeit nicht», versichert sie. Wenn nun einige junge Patienten in die Kinderarztpraxis wechseln, wird es zudem wieder Kapazität für die Behandlung von erwachsenen Patienten geben.