Am Museumssonntag lud das Bohlenständerhaus zum Bierbrauen ein. Den ganzen Nachmittag hatten Interessierte die Gelegenheit. zuzuschauen, wie das Bohlenständer-Bier von Hand hergestellt wurde.
Der Dachboden des Bohlenständerhauses gleicht einer gutbürgerlichen Bayrischen Stube. Auf schön geschmückten Tischgarnituren stehen verschiedene Biersorten. Die typischen Brezel dürfen auch nicht fehlen. Zwischen den Leckereien liegen interessante Lektüren zum Thema und im hinteren Teil des Raumes eine Malz-Degustation.
Die Mitte des Dachbodens hat sich in eine kleine Bierbrauerei verwandelt und dient als Bühne für die hohe Kunst des Bierbrauens. Eigens für den Museumssonntag hat heuer Hobby-Brauer Beat Rohner aus Neukirch das Bohlenständer Bier gebraut. Im grossen Kessel über dem Bunsenbrenner rührt Rohner die Zutaten für das Bohlenständer-Kölsch zusammen. Zuerst erhitzt Rohner 25 Liter für den Hauptguss. Sobald das Wasser 57 Grad heiss ist, leert er die Schüttung rein. Diese besteht aus gut sechs Kilo Pilsner Malz mit 100 Gramm Sauermalz und 500 Gramm Weizenmalz. Dieser Vorgang nennt sich Einmaischen. Dabei löst sich die Malzstärke im Wasser auf. «Das Maischen ist beendet, wenn die Stärke vollständig in Malzzucker gespalten ist» erklärt Rohner. Dann schüttet er das Gemisch in den Läuterbottich und trennt das Flüssige vom festen Bestandteil, den Trebern. Diese können getrocknet als Tiernahrung wiederverwertet werden oder eignen sich auch als Brotzutat: «Ich gebe jeweils 30 Prozent davon hinzu. Es hat keine Kalorien, dafür Eiweiss und Raufasern», sagt Rohner.
Dass die Treber Bestandteil des Brotes sein können, ist schon längst bekannt. Denn Bier wird nicht nur flüssiges Gold, sondern in Bayern auch heute noch flüssiges Brot genannt.
Auch im Bohlenständerhaus wurde früher Bier gebraut, erklärt Karin Hungerbühler von der Bohlenständer-Betriebskommission. «Bier besteht aus Korn, Getreide, Wasser und Hopfen, und darum ist es so nahrhaft. Bier war im Mittelalter kein Genussgetränk wie heute, sondern ein Nahrungsmittel, und zwar ein flüssiges für Mann, Frau und Kind», erklärt Hungerbühler.
Bei Beat Rohner sind Hopfen und Malz nicht verloren. Er weiss genau, wie er seine Zutaten für sein Bier zusammenmischt – alles Handgelenk mal Pi. «Ich bin keiner, der das Rezept aufschreibt und dieses dann 100-mal nachbraut» sagt er lachend. Seit 20 Jahren braut Rohner schon für sich privat sein eigenes Bier. Vieles habe er aus Büchern gelernt, doch das meiste sich selber beigebracht. Er sei auch kein gutes Beispiel für einen typischen Bierbrauer, da er nicht alles abmesse und es auch nicht so ernst nehme.
«Heute machen wir eine Hand voll mehr Hopfen rein» sagt er und schüttet etwas vom Saphir Hopfen in den Kessel. Genau das gefällt Besucherin Heidi Walser aus Amriswil: «Es ist doch viel schöner, wenn er nicht nach Vorgaben brauen muss und experimentieren kann», meint sie.
Egal, wie das Bier jeweils herauskommt, Hobby-Brauer Rohner mag jedes Bier: «Und wenn es mal zu bitter wird, gebe ich ihm einfach einen flämischen Namen. Dann passt es wieder.»
Ob das Bohlenständer-Kölsch nun zu bitter oder genau richtig ist, können die Besucher noch nicht in Erfahrung bringen, denn das Bier muss noch gären: «Je nach Vergärung kann es einige Wochen dauern, bis wir das Bier in Flaschen abfüllen können», sagt Rohner. Die Hauptvergärung dauere eine Woche, und dann lasse er das Bier noch etwas reifen. Das Kölsch sei ein Bier, das auch «jung» getrunken werden könne, sprich in drei bis vier Wochen. Dann wäre das BohlenständerKölsch genussbereit.
Sara Carracedo