Das Wildhauser Puppentheater führt jeweils ein Stück für Erwachsene und eines für Kinder auf. Letztes Jahr fielen die Kindervorstellungen aus. Mit neuen Spielerinnen und neuer Regisseurin wird nun auch wieder ein Kinderstück gezeigt.
Wildhaus. Am Donnerstagabend gehen die Erwachsenen in den Rietlistall. Im Puppentheater Wildhaus wird «Drei Männer im Schnee» aufgeführt. Und am Mittwochnachmittag für die Kinderaufführung soll das Theater wieder geschlossen bleiben? Mütter und Grossmütter – Einheimische wie auch Feriengäste – waren letztes Jahr enttäuscht, dass dieses beliebte Angebot für die Kinder fehlte. Nach 32 Jahren fielen die Nachmittagsvorführungen aus, denn es fanden sich keine Spielerinnen.
Dieses Jahr sollte wieder an die alte Tradition angeknüpft werden. Irmgard Litscher fasste sich ein Herz und stellte sich als Regisseurin des Kinderstücks zur Verfügung, obwohl sie noch nie Regie geführt hatte. Welches Kinderstück gegeben wird, war schnell beschlossen: Dornröschen. Schon das Erwachsenenstück wurde vom Marionettentheater Gondiswil übernommen. Sie schickten mit den Puppen für «Drei Männer im Schnee» auch noch die Puppen von «Dornröschen» mit. An den Marionetten mussten die Fäden verlängert werden. Die Wildhauser Puppenspielerinnen stehen 70 Zentimeter höher oben als in Gondiswil. Der Weg hinauf zum schmalen Steg, wo die Puppenspielerinnen ihr Handwerk ausüben, führt über eine steile Leiter. Weit unten baumelt nun der Spassvogel Ludi, der Diener am Königshof von Dornröschen.
Die Bühnenbilder der beiden aktuellen Stücke stammen aus Wildhauser Produktion. Zwei Deko-Korbstühle aus der «Fundgrube» nebenan waren schnell mit Samt überzogen. Die Bäume vor dem Königsschloss taten schon einmal bei «Schneeweisschen und Rosenrot» ihren Dienst. Bühnenbilder und Requisiten werden wiederverwendet. Die Bühne und der Publikumssaal, in dem ein alter Kronleuchter aus dem Hotel Acker hängt, wurde 1978 in Fronarbeit gebaut. Alle zwei Jahre suchen die 20 bis 25 Aktiven des Puppentheatervereins Wildhaus ein neues Stück aus und bauen Puppen, Requisiten und Bühnenbilder.
Im letzten Jahr fehlten für das Kindertheater die Puppenspielerinnen. Das Kinderstück wird jeweils am Mittwochnachmittag aufgeführt. Da haben Berufstätige keine Zeit und auch die Frauen mit Schulkindern unternehmen lieber etwas mit den eigenen Kindern. Auch dieses Jahr war es schwierig, Puppenspielerinnen zu finden. Zwei Frauen waren die Rettung. Rosmarie Wirz war gerade in ihren ehemaligen Heimatort zurück gezogen und wollte mitmachen und die Frau des Gemeindepräsidenten von Wildhaus, Monika Züllig, sagte ebenfalls zu. «Es war Glück, dass beide sehr talentiert sind für das Puppenspiel», sagt Irmgard Litscher. Normalerweise brauche eine ungeübte Person zwei bis drei Jahre, bis sie die Puppen richtig führen könne. Die Puppen werden ausschliesslich von Frauen geführt, aber die Stimmen der männlichen Rollen werden von den Wildhauser Männern gesprochen. Martin Sailer leiht in der Abendvorstellung Diener Johann seine Stimme. Martin Böhringer spricht den Baron Ränitz und der Koch erhält seine Stimme von Walter Bauer und brüllt: «Du Luuasbuaab!». Auch für die Technik, für Licht und Ton sind die Männer verantwortlich. Stefan Litscher, der Mann von Irmgard Litscher, führt beim Erwachsenenstück Regie.
Während das Erwachsenenstück auf Hochdeutsch aufgeführt wird, musste Regisseurin Irmgard Litscher den berndeutschen Text von «Dornröschen» anpassen. Vieles wäre sonst im Toggenburger Dialekt nicht verstanden worden. Die Ferienkinder aus Deutschland verstanden auch so nicht alles, konnten aber der Handlung folgen. Lausbub Ludi, der Wörter verdrehte, gefiel allen Kindern – den Einheimischen wie den Gästen. «Teerosenseich» riefen alle fröhlich beim Hinausgehen. Wer wissen will, wie das Wort richtig heisst, muss bei der nächsten Aufführung genau hinhören.