Vom Figurentheater-Festival über die Spezialitätenmesse Authentica bis hin zum ersten Käsefest von kommendem Wochenende – das ehemalige Kapuzinerkloster in Appenzell entwickelt sich zu einem Event- und Partyort. Roger Fuchs hinterfragt in einem Kommentar, ob diese Entwicklung die richtige ist.
Zweifelsfrei war es der Wunsch der einstigen Kapuziner, dass das im 2011 aufgegebene Kloster weiterhin mit Leben gefüllt wird. Die Diskussion über eine Neunutzung hat denn auch die letzten Jahre geprägt. Ein Reglement enthält Vorgaben für die punktuelle Nutzung. Darin heisst es direkt unter Punkt eins, dass die Anlage interessierten Organisationen oder Personen für Veranstaltungen gemeinnütziger Art zugänglich sein soll. Mit anderen Worten: Projekte sollen dem allgemeinen Wohl dienen und nicht auf Gewinn ausgerichtet sein. Doch beim Figurentheater und der Authentica ist Eintritt zu bezahlen. Überdies sind die Authentica und das Käsefest regelrechte Verkaufs- und Marketingveranstaltungen. Liest man die Vorschau zum Käsefest, bekommt man den Eindruck, dass hier geradezu eine auf Käse fokussierte Kleinst-Olma stattfinden wird. Das Fest soll eine Plattform bieten, Produkte zu präsentieren und zu vermarkten. Und wörtlich: «Nebst ‹tocke ond schnöchsle› am Stand, kann man einem Käser bei der Produktion über die Schultern schauen und die Kinder können sich in einem Streichelzoo und Spielzelt verweilen. Alle können sich ausserdem bei musikalischer Unterhaltung in der Festwirtschaft stärken und an der sonntäglichen Käseprämierung live mit dabei sein.» Ein Jahrmarkt ist nicht mehr weit davon entfernt. Wohl könnte man sogar noch weiter gehen und in allen genannten Fällen von touristischen Angeboten sprechen, die Geld in die entsprechende Kasse spülen sollen.
Ausgerechnet in dem Kanton, in dem Glaube und Kirche noch hochgehalten werden − man denke an die zahlreichen Beteiligten bei Prozessionen − lässt man es zu, auf dem einstigen Kapuzinerareal immer mehr partyähnlichen Charakter und wirtschaftliches Treiben zu tolerieren. Auch wenn sich das Kloster öffnen und nicht mehr von der ursprünglichen Wortschöpfung her als «verschlossener Ort» gelten soll, wäre es doch auch angebracht, die Würde der Kapuziner in sanfter Art und Weise zu erhalten.
Freilich ist es nicht so, dass eine dem Kloster angemessene Neunutzung nicht möglich wäre. Bei der langfristigen Lösung setzen die Innerrhoder auf eine Umnutzung des Klosters als Asylunterkunft. Nächstenliebe und Solidarität mit Bedürftigen werden hierbei nicht nur gepredigt, sondern gelebt. So eine vorbildlich christliche Haltung kann nur im Sinne des franziskanischen Ordens sein, auf den die Kapuziner zurückgehen.
Ergo wäre zu überlegen, ob bei den Kurzveranstaltungen nicht auch stärker auf die einstigen Klosterbewohner zutreffende Lösungen zu finden sind, statt Olma-ähnliche Veranstaltungen zu forcieren, die einen kommerziellen Charakter ausweisen. Ein leerstehendes Kloster könnte doch in erster Linie ein dauerhaft offener Ort der Stille und Ruhe bleiben in einer von Hektik geprägten Gesellschaft. Die Bedürfnisse der Innerrhoder sollen Signal für den richtigen Weg sein. Vielleicht gehen diese Bedürfnisse in Richtung Messen und Marketingveranstaltungen – mit sozial, religiös, gemeinnützig hat solches zumindest vordergründig aber nicht mehr viel zu tun.