Wahren, was als Dorfcharakter gilt - Teufen erhält ein Baumemorandum

Teufen erhält ein Baumemorandum. Dieses soll Empfehlungen für künftige Bauten abgeben.

Astrid Zysset
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Christian Wagner und Sandra Bühler erläutern das Teufner Baumemorandum im Zeughaus.

Christian Wagner und Sandra Bühler erläutern das Teufner Baumemorandum im Zeughaus.

Bild: Astrid Zysset

Ein Novum: Teufen erhält ein Baumemorandum. Dieses hält den Ortsbildcharakter fest und entwickelt Empfehlungen für künftige Bauvorhaben, damit die Physiognomie der Gemeinde beibehalten wird. «Es ist sozusagen der rote Faden der Baukultur», sagt Christian Wagner, Professor für Architektur an der Fachhochschule Graubünden. Zusammen mit Sandra Bühler, Architektin und Stadtplanerin, hat er in den vergangenen Monaten ein Baumemorandum für Teufen entwickelt. Am Donnerstagabend stellte er es der interessierten Bevölkerung im Rahmen eines Informationsanlasses im Zeughaus vor.

Grob gesagt, beleuchtet das Memorandum drei Komponente eines Dorfbildes: Die Farbigkeit und Materialien der Häuser, die Volumetrie und Formen derselben wie auch den Rhythmus der Öffnungen und Nutzungen. Es ist sozusagen «die DNA des Ortsbildes», sagt Bühler. Ist nun ein Gebäude geplant, dass auf andere Materialien setzt als die bestehenden, bunter ist oder eine völlig andere Form aufweist, «passe es nicht zur Verwandtschaft der übrigen». Es würde zum Fremdkörper im Ortsbild. Die DNA Teufens finde sich in der Architektur derjenigen Bauten, die aus der Weberei- und Stickereihochblüte stammen. Deren bauliche Elemente prägen das Ortsbild der Mittelländer Gemeinde.

Mischung aus Komplexität und Ordnung

Es müsse jedoch nicht alles genau gleich aussehen. Wagner spricht vom Verhältnis zwischen Ordnung und Komplexität, das stimmen müsse. Dann erst würde sich ein ausgewogenes Bild ergeben. Als Beispiel fügt er die Dachlandschaft der Berner Altstadt an. Die Neigung und Ziegel sind dieselben und stellen das Prinzip der Ordnung dar. Die Dachaufbauten wie auch die unterschiedliche Anordnung der Kamine bringen die Unruhe, die Komplexität rein. Und die sei vonnöten für eine harmonische Gesamtschau. Allerdings: «Die Komplexität kommt in unserer Zeit von alleine. Wir müssen daher auf Ordnung bedacht sein», so Wagner weiter.

Wie ist das Memorandum also anzuwenden? Bauherren können ihre geplanten Objekte mit den bestehenden Häusern vor Ort vergleichen. Worauf im betreffenden Quartier geachtet wird, um ein harmonisches Dorfbild zu schaffen, ist im Memorandum festgehalten. Ebenfalls finden sich Hinweise auf vergangene Quartierpläne. Wagner umschreibt das Memorandum als Hilfsmittel in der Zusammenarbeit mit den Baubehörden. «Investoren und Gemeinderat haben oftmals unterschiedliche Zielsetzungen. Die Gemeinde will ein intaktes Dorfbild. Der Investor verfolgt primär andere Ziele.» Wagner habe aber in seinem Alltag erlebt, dass ein Baumemorandum von auswärtigen Architekten gerne entgegengenommen wird. «Es ist ein Hilfsmittel, ein Arbeitsinstrument. Kein Gesetz.»

Die Erstellung des Memorandums geht auf die Planung der Ortsdurchfahrt zurück. In der Arbeitsgruppe beschäftigte man sich mit neuen Entwicklungsszenarien – und stiess im Rahmen der Recherchen auf die Baumemorandi der Gemeinden Rehetobel, Disentis oder auch Fläsch. Die Idee, ein solches für Teufen erstellen zu lassen, kam auf. Und Gemeinderätin Pascale Sigg-Bischof, welche die Arbeitsgruppe leitet, überzeugte die Planungskommission, ein Memorandum für die Mittelländer Gemeinde in Auftrag zu geben. Heute, über zwei Jahre später, liegt es vor. Ab nächster Woche ist es auf der Website der Gemeinde aufgeschaltet.

Hinweis

Am Sonntag, um 14 Uhr, eröffnet eine Ausstellung im Zeughaus Teufen im Zusammenhang mit dem Baumemorandum. Wie lange sie zugänglich sein wird, ist noch unklar.