Fünf Schüler der Kantonsschule Trogen vertreiben Kaffeefilter zusammen mit Kaffeepulver und dem dazugehörigen Edelstahl-Gestell. Ein Novum. Entstanden ist die Idee im Rahmen eines Wirtschaftsprojektes.
Die Idee ist eigentlich simpel: Kaffeepulver wird mit dem dazugehörigen Filter und dem Gestell, das auf die Tasse gesetzt wird, zusammen in einer Verpackung verkauft. Doch bislang gibt es diese Kombination nicht zu kaufen. Fünf Kantischüler aus Trogen haben diese Marktlücke entdeckt und im Rahmen eines schweizweiten Wirtschaftsprojektes von Young Enterprise Switzerland (YES) eine kleine Unternehmung mit dem Namen «pour.» gegründet. Über einen Online-Shop, der sich noch im Aufbau befindet, und am Christchindlimarkt Herisau wollen sie eine Packung mit 100 Gramm Kaffee, zehn Filtern und dem zusammenklappbaren Edelstahl-Gestell für insgesamt 29.90 Franken unter die Leute bringen. «Das ist doch ein ideales Weihnachtsgeschenk», lächelt Damian Kobler. Der Preis sei nicht zu hoch, aber auch nicht zu tief.
Der dritte Jahrgang der Kantonsschule Trogen mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht nimmt jeweils am Wirtschaftsprojekt teil. Der praktische Einstieg in die Geschäftswelt soll es simulieren. Neun Schülerinnen und Schüler sind heuer mit von der Partie: Eine Mädchen- und eine Knabengruppe. Die Mädchen realisierten einen Indoor-Kräutergarten, während die Jungs sich an die Kaffeefilter wagten. Dabei trinkt keiner von ihnen Kaffee. «Das ist aber auch nicht entscheidend», winkt Jonathan Mösli ab. Vielmehr habe man eine Alternative gesucht, um den Abfall der Alu-Kapseln einzudämmen. «Keine Ahnung, warum wir uns gerade damit auseinandersetzen wollten», so Kobler. Was für ein Unternehmen die Schülerinnen und Schüler gründen wollten, war nämlich ihnen überlassen. «Meine Mutter trinkt jeden Morgen einen Espresso. Und da ist mir aufgefallen, wie viel Verpackung für eine Tasse vonnöten ist. Und da wollten wir ansetzen.» Zuerst stand eine Eigenkonstruktion im Raum. Mit Sanitärröhren versuchten die Freunde, eine fixe Installation herzustellen, in welche die Filter gesteckt und die Tasse darunter gestellt würde. Problem: Die Konstruktion wäre zu aufwendig und zu teuer gewesen. Im Internet fanden die Jungunternehmer die Lösung: Die Edelstahl-Gestelle. Das Pulver bezogen sie bei Kaffee Baumgartner in St. Gallen. Und da das Verhältnis zwischen Pulver und Wasser nicht für jeden Kaffeetrinker einfach abzuwägen ist, haben sich die Freunde dazu entschlossen, eine Verpackung portionsgerecht mit dazugehöriger Anleitung auf den Markt zu bringen.
Das Startkapital wird mittels Partizipationsscheine generiert. 100 Gestelle sind bereits vorbestellt. Können alle verkauft werden, erhalten die Geldgeber einen kleinen Gewinn. Verluste sind aber auch möglich. Doch rechnen die fünf Freunde nicht damit. «Der Trend ist klar. Der Filterkaffee ist auf dem Vormarsch», so Mösli. Das hätten sie in den sozialen Medien erkennen können. Der Geschmack sei bei Filterkaffee auch intensiver. «Meine Mutter bestätigte, dass wir einen sehr feinen Kaffee ausgewählt haben», so Kobler. Die Freunde überlegen sich aktuell auch, ob sie das Paket mit verschiedenen Geschmacksvariationen noch erweitern wollen. Das Wirtschaftsprojekt dauert noch bis zum kommenden Sommer. Dann wird Bilanz gezogen. Haben die Fünf schon erste Erkenntnisse aus dem Projekt gewonnen? Mösli: «Wir haben völlig unterschätzt, wie hoch die Kosten für Marketing und Verpackung sind.»
Astrid Zysset