TEUFEN. Der Workshop über die Zukunft des Dorfzentrums Teufen endet mit einem überraschend deutlichen Resultat: Die grosse Mehrheit spricht sich trotz der Zusatzkosten in Höhe von 45 Mio. Franken für die Tunnellösung aus.
TEUFEN. Am Ende der mehr als dreistündigen Veranstaltung am Donnerstagabend im Zeughaus Teufen mussten die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Resultate der vorangegangenen Diskussionsrunden priorisieren. Zur Überraschung, auch von Gemeindepräsident Walter Grob, sprachen die roten Punkte an den Stellwänden eine unerwartet deutliche Sprache: Die grosse Mehrheit der Workshop-Besucher will die Tunnellösung, das heisst, die Appenzeller Bahnen sollen nicht mehr durch den Dorfkern rollen, sondern unterirdisch vom Bahnhof ins Stofel gelangen. Argumentiert wurde unter anderem mit der erhöhten Sicherheit sowie mit dem grösseren Entwicklungspotenzial, das bei einem Wegfall des Bahnverkehrs im Zentrum entsteht.
Die ebenfalls zur Auswahl stehende Variante Doppelspur, bei der die Zugkompositionen auf der Strasse wie bei einem Tram-Regime in die jeweilige Richtung verkehren, fand deutlich weniger Anhänger. Diese Lösung erhielt nur halb so viele rote Punkte. Die deutliche Präferenz für den 800-Meter-Tunnel überrascht insofern, als dass diese Variante auch für eine reiche Gemeinde wie Teufen eine grosse Investition darstellt. Wie Gemeindepräsident Walter Grob zuvor den Workshop-Teilnehmenden aufgezeigt hatte, müsste die Gemeinde die Zusatzkosten selber tragen. Denn das Bundesamt für Verkehr lehnt das Tunnelprojekt zwar nicht ab. An den Kosten, die über den Betrag für die Doppelspur hinausgehen, wird sich Bern aber nicht beteiligen. Gemäss einer ersten approximativen Schätzung würde das Tunnelprojekt mit rund 65 Mio. Franken zu Buche schlagen. Die Doppelspur-Variante kostet hingegen «nur» 25 Mio. Franken. Für das Portemonnaie von Teufen bedeutet dies: 40 Mio., Walter Grob rechnet eher mit 45 Mio. Franken, diese müssten die Mittelländer selber tragen. «Für die Finanzkommission ist die Finanzierung nicht illusorisch», sagte der Gemeindepräsident. Um die jährlichen Zins- und Amortisationskosten zu tragen, müsste der Steuerfuss um 0,35 bis 0,5 Einheiten erhöht werden. Da laut Grob eine Erhöhung um mehr als 0,2 «keine Chance» habe, heisst es für die Gemeinde, den «Gürtel enger zu schnallen». Rund zwei Millionen Franken jährlich müssten in der laufenden Rechnung eingespart werden. Und bei der Investitionstätigkeit wäre Zurückhaltung angesagt: Statt der vier könnten noch zwei Mio. Franken im Jahr ausgegeben werden.
Die Workshop-Teilnehmer waren sich über die schwierige Finanzierung im klaren. Einige Male wurde dem Gemeinderat nahegelegt, die Verhandlungen mit dem Bund über eine Beteiligung nochmals aufzunehmen – oder sich auf die Suche nach einem Sponsor oder Investor zu machen.
Der Workshop war eine erste Bestandsaufnahme der Stimmung im Dorf. Im September folgt die Volksdiskussion zur Frage «Tunnel oder Doppelspur?», an der sich Bürger, Parteien und Gruppierungen beteiligen können. Danach folgt die Auswertung der Reaktionen durch den Gemeinderat. Dieser wird Ende Jahr das weitere Vorgehen festlegen.
Fest steht bereits: «Kommt der Tunnel nicht, wird die Doppelspur realisiert», sagte Walter Grob. Zudem: Über den Tunnel und die möglichen 45 Mio. Franken der Zusatzkosten befinden die Stimmbürger an der Urne. Die 25 Mio. Franken der Doppelspur werden hingegen nach dem kantonalen Gesetz zur Förderung des öffentlichen Verkehrs abgehandelt. Bund, Kanton und Gemeinden teilen sich den Betrag gemäss dem Kostenteiler zur ÖV-Infrastruktur. Über diese gebundene Ausgabe können die Bürger nicht befinden. Der Tunnel würde nach der Inbetriebnahme der DML ab 2016 gebaut werden.
Den Teilnehmern des Workshops waren zu Beginn nach einer unter anderem filmischen Einführung insgesamt vier Varianten zur Diskussion gestellt worden: zwei Tunnel- und zwei Doppelspur-Lösungen. Als untergeordnete Frage galt es zu beantworten, ob der Verkehr in Zukunft neben- oder miteinander durchs Dorf geführt wird. Bei der Nebeneinander-Lösung sind Velo-, Fussgänger und Autofahrbahnen getrennt, bei der Miteinander-Lösung gibt es keine Abgrenzung, die Teilnehmer teilen sich die Fahrbahn. Eine ähnliche Lösung wählte die Stadt St. Gallen beim Klosterplatz. Die Kosten für die Gestaltung des Dorfzentrums sind in den genannten Schätzungen nicht enthalten. Die Workshop-Teilnehmer bevorzugten die Miteinander-Lösung deutlich.