Stein
«Finanzielle Not zeigt sich nicht immer offensichtlich»: Diese vier Leute aus Stein wollen ihr Glück teilen

Der gemeinnützige Verein Stein für Stein hat sich zum Ziel gesetzt, notleidende Familien und Einzelpersonen finanziell zu unterstützen. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich.

Karin Erni
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Engagieren sich für ihre Wohngemeinde Stein: Anneliese Looser, Isabelle Hirzel, Lukas Sonderegger und Fabienne Wick.

Engagieren sich für ihre Wohngemeinde Stein: Anneliese Looser, Isabelle Hirzel, Lukas Sonderegger und Fabienne Wick.

PD

Stein bezeichnet sich gerne als «Perle des Appenzellerlands». Und in der Tat präsentiert sich das Dorf den Besuchern gepflegt und herausgeputzt. Dass Stein auch für weniger gut betuchte Einwohner kein steiniges Pflaster wird, dafür setzt sich der gemeinnützige Verein Stein für Stein ein.

Anneliese Looser, Isabelle Hirzel, Fabienne Wick und Lukas Sonderegger haben den Verein im letzten Frühjahr gegründet. «Die Idee bestand zwar schon länger in unseren Köpfen, doch erst im Lockdown hatten wir endlich Zeit, sie umzusetzen», sagt Präsidentin Anneliese Looser. Ziel des Vereins ist es, in Not geratene Familien und Einzelpersonen mit einmaligen Geldbeträgen zu unterstützen. Und solche Fälle gebe es auch in Stein, sagt Lukas Sonderegger. «Finanzielle Not zeigt sich nicht immer offensichtlich. Doch wenn das Budget schon schmal ist, können dringliche Anschaffungen wie ein Laptop für den Schulunterricht, eine Zahnarztrechnung oder der Beitrag ans Klassenlager zum grossen Problem für eine Familie werden.» Am liebsten unterstütze der Verein konkrete Projekte mit einem einmaligen Beitrag, so Sonderegger. «Es soll eine Entlastung, nicht eine Sanierung der Finanzen sein. Für längerfristige Unterstützungsleistungen ist weiterhin die Gemeinde zuständig.»

Unbürokratische Hilfe

Mit ihrem Angebot wollten sie die sozialen Leistungen der Gemeinde nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen, sagt Anneliese Looser. «Unser Vorteil ist, dass wir schnell und unbürokratisch helfen können. Sich bei der Gemeinde zu melden, bedeutet eine hohe Hürde und oft ist dort gar kein entsprechender Topf vorhanden, aus dem eine Leistung erbracht werden kann.» In gewissen Fällen könne eine finanzielle Überbrückung sogar den Gang aufs Sozialamt verhindern, ist sie überzeugt. Nebst bedürftigen Personen können mit den Vereinsmitteln aber auch soziale Projekte unterstützt werden. Entgegen seinem Namen kann der Verein Hilfsleistungen auch an Einwohner von Nachbargemeinden ausrichten. Die Betroffenen müssen den Antrag nicht unbedingt selbst stellen. Ein solcher kann beispielsweise durch Lehr- oder andere Bezugspersonen eingereicht werden.

Diskretion ist oberstes Gebot

Der Verein besteht nur aus den vier Vorstandsmitgliedern. Die Geldmittel kommen von privaten Gönnerinnen und Gönnern. Diese haben kein Stimm- und Wahlrecht. «Wir haben uns bewusst für diese Form entschieden, damit möglichst wenig Personen Einblick haben, wer im Dorf Unterstützung erhält. Diskretion und Verschwiegenheit sind äusserst wichtig», so die beiden Vorstandsmitglieder. Bis jetzt hat erst ein Fall die Hilfe des Vereins beansprucht. «Wir sind auch erst jetzt so richtig an die Öffentlichkeit getreten und haben die Vereine informiert», so Looser und Sonderegger. Doch weil das Vereinsleben derzeit brachliege, seien die Informationen noch nicht weitergetragen worden. «Die Coronakrise könnte den Bedarf an Hilfsleistungen künftig sogar erhöhen», vermuten die beiden.

«Gerade Leute, die in schlecht bezahlten Branchen oder auf Stundenlohnbasis arbeiten, sind oft als erste von Lohnausfällen und Arbeitslosigkeit betroffen.»

Der Verein Stein für Stein ist neutral, konfessionslos und unabhängig. Die vier Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Bis jetzt sei das finanzielle Engagement der Steinerinnen und Steiner erfreulich, sagen die Verantwortlichen. Auf der Website des Vereins können sich Spendenwillige von «Kieselstein» bis «Edelstein» zwischen unterschiedlichen Geldbeträgen entscheiden. Die Spenden sind bei Bund und Kanton steuerlich abzugsfähig. Mehr Informationen erhalten Interessierte unter:

www.steinfuerstein.ch