Spiessrutenlauf durch St. Gallen

Weihnachtszeit – stressige Zeit: Einkaufen in gerammelt vollen Geschäften, draussen schneit es und die sorgfältig geglätteten Haare kräuseln sich. Die Sohlen der hohen Winterschuhe sind nicht wirklich schneetauglich und lassen die Kälte durch, sobald man durch den Schneematsch geht.

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Appenzeller Zeitung (Bild: Martina Basista)

Appenzeller Zeitung (Bild: Martina Basista)

Weihnachtszeit – stressige Zeit: Einkaufen in gerammelt vollen Geschäften, draussen schneit es und die sorgfältig geglätteten Haare kräuseln sich. Die Sohlen der hohen Winterschuhe sind nicht wirklich schneetauglich und lassen die Kälte durch, sobald man durch den Schneematsch geht.

Bereits der Weg aus der Agglomeration St. Gallens zum Marktplatz Bohl (und damit zum Glühweinstand) ist eine echte Herausforderung: Pünktlich steht man an der Bahn- oder Bushaltestelle, es ist bitterkalt. Der Zug oder der Bus schafft es im Winter einfach nie, rechtzeitig zu fahren. Ich habe mir schon mehrfach überlegt, das Haus drei Minuten zu spät zu verlassen. Aber ich bin überzeugt, dass die öffentlichen Verkehrsmittel genau dieses eine Mal den Fahrplan einhalten könnten... Wenn der Zug oder der Bus endlich eingetroffen ist, sind beinahe alle Sitzplätze besetzt, die Zugfenster angelaufen, und gutgemeinte Tannenzweig-Dekorationen bleiben beim Aufstehen an Jacken und Mänteln hängen.

Am Hauptbahnhof angekommen winkt bereits das nächste Problem: Um der Kälte zu trotzen, hat man möglichst viele Kleidungsstücke angezogen. Pulli 1 schliessen, Pulli 2 schliessen, Schal anziehen, Jacke schliessen. Warm hat man nun, aber wie soll man sich so eingepackt bitte noch bewegen können? Auf dem Weg zum Marktplatz schneit und stiebt es derart, dass man beinahe nicht mehr atmen kann. Der Schnee macht die Füsse nass – es soll Menschen geben, die den Winter in Stoffschuhen überleben – und alle paar Meter lauert eine weitere Gefahr: gefrorene, aalglatte Schachtdeckel! Einen Fuss darauf gesetzt und zack – man liegt am Boden.

Und dann kommt endlich die Calatrava-Halle und mit ihr der Weihnachtsmarkt in Sicht. Die Schritte beschleunigen sich, man fliegt dem Glühweinstand entgegen. Ein Becher, bis zum Rand mit zimtigem, heissem Glühwein gefüllt, die Hände gewärmt, und schon sieht die verschneite Welt viel besser aus. So gut sogar, dass man den Spiessrutenlauf im kommenden Jahr erneut in Angriff nehmen wird.

Martina Vetsch