Schwester Maria Andrea Engler (1929–2016)

Schwester Maria Andrea – das erste Mädchen und in der Geschwisterreihe das vierte Kind – wurde am 1. April 1929 in Rorschach geboren. Gertrud war eine gute und fleissige Schülerin.

Schwester Angelika Scheiber
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Schwester M. Andrea Engler mit ihrer leiblichen Schwester Immaculata M. Engler (von links). (Bild: pd)

Schwester M. Andrea Engler mit ihrer leiblichen Schwester Immaculata M. Engler (von links). (Bild: pd)

Schwester Maria Andrea – das erste Mädchen und in der Geschwisterreihe das vierte Kind – wurde am 1. April 1929 in Rorschach geboren. Gertrud war eine gute und fleissige Schülerin. Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte sie die Sekundarschule in der Stella Maris in Rorschach, die damals von den Menzinger Schwestern geleitet und geführt wurde. Ausser im Fach Zeichnen war sie sehr talentiert und reich begabt an Wissen und Können. Als ausgebildete Röntgenassistentin hatte sie den geschärften Blick für den ganzheitlichen Menschen. Sie verstand den Blick in das Innere des Menschen im doppelten Sinn.

Im Laufe der Jahre spürte sie immer deutlicher, wo ihre wahre Quelle des Seins, des Lebens zu finden ist. Je deutlicher sie die Sprache Gottes verstand, im Ruf der ganzheitlichen Nachfolge Jesu, desto mehr kam für sie zunächst nur das Kapuzinerinnenkloster St. Scholastika in Tübach in Frage. Sie liebte ihre Heimat und den Bodensee. Als sie eines Tages der Mutter ihren gewählten Lebensweg anvertraute, war diese ganz und gar nicht erfreut. Nicht, weil der Weg ihrer Tochter in eine klösterliche Gemeinschaft führen könnte, sondern weil zur damaligen Zeit die Tuberkulose sehr verbreitet war. So auch in Tübach, wo einige Schwestern erkrankt waren. Der Gedanke, dass Gott sie vielleicht in einem anderen Kloster gerne sehen würde, reifte langsam. Im Frühjahr 1966 brach sie auf und betrat unbekanntes Neuland im Kloster Maria der Engel. Seit gut einem Jahr lebte bereits ihre einzige Schwester hier bei den Kapuzinerinnen.

Die Freude war mächtig, als ihre geliebte Gertrud ebenfalls ins Kloster Maria der Engel eintrat. Sie wuchs hinein in die klösterlichen Gebräuche und Gepflogenheiten. Und somit wurde sie selbst ein Teil des ganzheitlichen klösterlichen Gemeinschaftslebens. Ihre vielfältigen Charismen blieben nicht verborgen. Von Kindheit an beherrschte sie das Klavierspielen und sang sehr gerne. Schon während der klösterlichen Ausbildungszeit erhielt sie Orgelstunden und lernte sehr schnell das Orgelspiel. Am 22. November 1967 legte sie die einfache Profess ab und am 17. März 1971 die ewigen Gelübde. Den Verantwortlichen der Föderation St. Klara der Schweizer Kapuzinerinnen fiel das Wissen und Können der jungen Mitschwester schnell auf. Bald mal wurde sie zur Sekretärin der Föderation St. Klara gewählt.

Aktiv und begeistert trug sie viel bei zur Erneuerung der Regeln und Satzungen der Kapuzinerinnen, die am 8. Dezember 1982 von Papst Johannes Paul II. unterzeichnet wurde. Im Jahre 1991 wurde Schwester Maria Andrea zur Frau Mutter gewählt. Mit Güte, Sachverstand, Weitsicht und Tatkraft leitete sie die Geschicke des Klosters Maria der Engel. Zusätzlich zur Frau Mutter amtete sie von 1992 bis 1998 als Vorsteherin der Föderation St. Klara. Nebst all den Aufgaben und Diensten war sie die gefragte Frau mit dem weit offenen und einfühlsamen Herzen. Drogen- und Alkoholabhängige, Suizidgefährdete, Arbeitslose oder ausgegrenzte Menschen zählten zu ihren Lieblingen. Für ihre anvertrauten, nach Liebe hungernden und suchenden Menschen stand das stellvertretende Gebet an erster Stelle. Das Kraft schöpfende Wort aus der Heiligen Schrift stand fest wie ein leuchtender Stern, wie ein Fels in der Brandung. Zur Erholung verbrachte sie ihre Ferien oft im Kloster Maria vom guten Rat in Notkersegg.

Wie in jedem Leben hat eines Tages alles ein Ende. Im Laufe der Zeit und der Jahre zeichneten sich langsam mehr Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung und zunehmenden körperlichen Schwäche ab. Leider konnte ihr der Aufenthalt im Franziskushaus in Menzingen nicht erspart bleiben. Liebevoll umsorgt, durfte sie die letzten sechs Jahre, davon viereinhalb Jahre mit ihrer leiblichen Schwester M. Immaculata zusammen, im vertrauten Kreis verbringen. Bruder Tod zögerte lange. Doch am Vormittag, am 11. Mai, führte er sie in den Frieden. Gott vollendete, was er gnadenvoll geschaffen hat. Sie durfte eintreten in den sanften Lichtglanz und in die unendliche Freude des Himmels.

Wir danken unserer lieben Schwester Maria Andrea für ihren unermüdlichen Einsatz, ihr treues Gebetsleben und ihre Sorge um die Gemeinschaft und die Föderation St. Klara. Möge sie in Gottes Frieden ruhen.

Von Herzen danken wir dem Pflegepersonal im Franziskushaus für die umsichtige, kompetente, liebevolle, geduldige Pflege und Betreuung, die es Schwester Maria Andrea während den vergangenen Jahren geschenkt hat.