Das Thema Denkmalschutz steht im Mittelpunkt des Besuchs von Architekturstudenten aus Russland an der Kantonsschule Trogen. Gestern besichtigte die Gruppe das Mehrgenerationenhaus. Das Objekt ist fast fertig renoviert.
TROGEN. Seit Monaten wird die Alte Drogerie in Trogen zum Mehrgenerationenhaus umgebaut. Unterdessen sind die Arbeiten beinahe abgeschlossen. Hinter dem Vorhaben steht die Baugenossenschaft «Mehrgenerationenprojekte Ostschweiz» (MGP), welche das Konzept auch andernorts umsetzen will. Gestern haben Architekturstudenten des Technikums Irkutsk als erste externe Gruppe zusammen mit Kantischülern das renovierte Objekt besichtigt. Sie weilen zurzeit im Rahmen eines Austauschprogramms an der Kantonsschule Trogen und beschäftigen sich mit dem Thema Denkmalschutz. «Die Bausubstanz des Gebäudes war sehr gut und gepflegt», sagte Dorothee Bachmann beim Rundgang. Die Architektin und Baubiologin war für die Bauleitung zuständig.
Bei der Sanierung haben die Verantwortlichen ein Hauptziel verfolgt. Ihnen sei es darum gegangen, zeitgemässen Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig den ursprünglichen Charakter der Liegenschaft zu erhalten, erläuterte Bachmann. So wurden unter anderem die Doppelfenster drin gelassen. Die Architektin bezeichnete diese als «Seele des Hauses» und «wunderbare Handwerkskunst». Eine Knacknuss war die Erneuerung der Böden. Sie seien ringhörig und teilweise sogar schief gewesen, so Bachmann. «Mit der umgesetzten Lösung, einem Eichenparkett, wurden einige Zentimeter Raumhöhe gewonnen.» Neu gemacht sind zudem das Elektrische und die sanitären Einrichtungen.
Das Mehrgenerationenhaus umfasst im Obergeschoss sechs Wohnungen. Die ersten Bewohner haben ihr neues Zuhause vor kurzem bezogen. «Vier Wohnungen sind vermietet», sagte Bernhard Müller, Präsident der Baugenossenschaft «Mehrgenerationenprojekte Ostschweiz». Drei Mieter sind im Pensionsalter. Dazu wohnt eine junge Familie mit einem Kleinkind im Haus, wobei die Frau im Untergeschoss ein Kunstatelier einrichten wird. Noch hat aber die Genossenschaft ihr Kernanliegen, generationenübergreifendes Wohnen zu ermöglichen, nur bedingt erreicht. Denn die beiden grösseren Familienwohnungen stehen noch leer. Bei der jüngeren Generation gebe es anscheinend noch Vorbehalte gegenüber dem Thema Mehrgenerationenhaus, meinte Müller. «Hingegen ist das Interesse an der Wohnform bei älteren Menschen gross.»
Teil des Konzepts sind die Gemeinschaftsräume im Untergeschoss für die Hausbewohner und Aussenstehende. Beispielsweise will ein Männerkochclub die Gemeinschaftsküche für einen Kurs mieten.
Wie die Räumlichkeiten letztlich genutzt würden, hänge davon ab, wer im Haus lebe, so Müller. Vorgaben für gemeinsame Aktivitäten werde es bei ihnen keine geben. «Meistens melden sich jedoch Leute, die eine gewisse Affinität für die Gemeinschaft haben.» Sie müssten zudem bereit sein, zehn Prozent der Anlagesumme der entsprechenden Wohnung als Genossenschaftsanteile zu übernehmen.