MÜHLRÜTI. An der Beizenfasnacht wird ausgeplaudert, was für Peinlichkeiten über das Jahr passiert sind. Seit neun Jahren sind die Passwit-Tröller unterwegs und nehmen ihre Mitmenschen mit spitzzüngigen Texten auf's Korn.
Der Genuss von Kafi Lutz, der in einem Desaster endet, eine Unterstellung der Swisscom, die der Wahrheit entspricht, oder die Putzfrau, die eine Asylbewerberin ist – dies alles und noch viel mehr, vertont und vorgetragen, ist ein untrügliches Zeichen, dass die Passwit-Tröller unterwegs sind.
Die elf Mühlrütner Frauen haben es faustdick hinter den Ohren. Wehe, es kommt einer Passwit-Tröllerin etwas zu Gehör. Sofort wird das Malheur aufgenommen, im OK vorgeschlagen und, wenn als gut befunden, zu einer passenden Melodie verdichtet. Nicht alle vertonten Pointen werden vorgetragen. Die Dichter-Chefin bestimmt ihre Favoriten. Aus einer Fülle von vorgeschlagenen Texten und Liedvarianten wählte sie für die Auftritte der Passwit-Tröller an dieser Fasnacht deren 14 aus. Während der Proben stehen die Sängerinnen immer neben der gleichen Kollegin. Dies vereinfacht das Synchronsingen und die genaue Aussprache. «Wir haben nicht mehr so viele Singproben wie zu unseren Anfangszeiten», lacht Chorleiterin Pia Brändle. «Wir sind besser geworden in all den Jahren, das heisst, wir fassen schneller auf und haben mehr Übung im Umsetzen der Texte.» Oft werden die Reime in mehrere Liedpassagen vertont. Um nicht aus dem Takt zu fallen, braucht das grosse Konzentration. Denn die eigentliche Melodie ist gewohnheitsmässig im Ohr, muss aber während des Singens umgepolt werden.
Dieses Jahr unterstützt der professionelle Musiker Thomas Weber die Schnitzelbänkler. Er springt für Ruth Manser ein, die üblicherweise mit ihrer Handorgel die Passwit-Tröller begleitet. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie an der Tour nicht teilnehmen. Thomas Weber, Sohn einer Passwit-Tröller-Sängerin, muss jedoch für einen Tourabend ebenfalls passen. So schliesst die einzige nicht Mühlrütnerin Saskia Paulisch auf der Geige die musikalische Lücke. Beide Musikanten haben ihr Instrument studiert und sind sich trotzdem nicht zu schade, die Passwit-Tröller mit den für sie doch eher einfachen Melodien zu begleiten.
Sind die Mühlrütner Schnitzelbänklerinnen auf Beizen-Tournée, sind die Sitzplätze in den Restaurants meist schon weit vor dem angesagten Termin besetzt. Mit Spannung wird der Auftritt der frechen Passwit-Tröller erwartet. Den zufällig anwesenden Gästen, die in einer Schnitzelbank die Hauptrolle haben, wird das Malheur mit anerkennendem Kopfnicken und herzlichem Lachen verdankt. Ein leerer Kühlschrank an der Viehschau gab zu reden, der Fahrtenschreiber eines Cars bewies die Geschwätzigkeit einiger Frauen, und dass man mit einem Kaugummi mehr machen kann als nur kauen, erzählen die Passwit-Tröller mit spitzer Zunge und Schalk in den Augen. Harmlose Melodien sind voll gepackt mit unverschämt dreisten, aber trotzdem feinen Texten, verdichtet von Heidi Meile, Pia Brändle und Gabi Senn. Ein als Rap verpackter Gag beweist, dass es auch ohne Melodie fetzt. Ergänzt werden die Lieder durch die von Helene Hollensteins gemalten Sujets, passend zu jedem Gag, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.