Bereits fahren die «Walzer» durch das Appenzellerland, weiteres neues Rollmaterial folgt. Wohin also mit den alten Zügen? Die Kompositionen der Appenzeller Bahnen erwarten unterschiedliche Schicksale.
Weg von der Schiene, einstampfen und ab auf den Schrottplatz. Dieses Schicksal droht auf Ende Jahr fünf alten Kompositionen der Appenzeller Bahnen (AB), sofern kein Käufer mehr gefunden wird. Andere Kompositionen, die aufgrund der Beschaffung von neuen «Walzer» und «Tango»-Zügen nicht mehr länger auf dem Schienennetz der AB verkehren, werden bei anderen Bahnen im In- und Ausland weiterhin zum Einsatz kommen.
Dass für die fünf Zugkompositionen, die auf der Strecke Gossau-Appenzell-Wasserauen eingesetzt wurden, bis anhin keine Käufer gefunden wurden, läge einerseits an deren Alter von rund 40 Jahren, so Sabrina Huber. Andererseits engt gemäss der Medienverantwortlichen der AB die Seltenheit der Meterspur den Käuferkreis stark ein. «Das grösste Thema ist aber das Behindertengleichstellungsgesetz, welches bis 2023 Züge mit Niederflureinstieg vorschreibt. Deshalb lohnt sich für eine Schweizer Bahn ein Kauf kaum.»
Noch einige Jahre auf Schweizer Schienen präsent sein werden die Gelenktriebwagen der Linie St. Gallen-Trogen. Die Neuenburgische Transport Publics Neuchâtelois (transN) hat sich zum Kauf der Züge entschieden. Anders als bei den Kompositionen, denen die Verschrottung droht, entsprechen die nach Neuenburg verkauften modernen Standards wie Niederflureinstieg oder einem Kundeninformationssystem. Die Gelenktriebwagen der Linie St. Gallen-Trogen werden im Rahmen des Modernisierungsprogrammes als letzte aus der Flotte der AB genommen. Gemäss aktuellem Fahrplan wird dies spätestens Anfang kommenden Jahres der Fall sein.
Grösserer Handlungsbedarf zur Einführung von neuem Rollmaterial besteht auf der Strecke zwischen St. Gallen und Appenzell. «Das alte Rollmaterial ist mit dem neuen Ruckhaldetunnel nicht mehr kompatibel», erklärt Sabrina Huber. Dieser ist das Herzstück der Modernisierung und wird am 7. Oktober eröffnet. Ein Teil der auf dieser Strecke im Einsatz gestandenen Züge wurde nach Österreich an die Aachenseebahn verkauft. Diese ist eigentlich bekannt für ihre mit Dampflokomotiven befahrene Strecke. Teile der Linie werden nun aber umgebaut, um auch einen elektrischen Betrieb zu ermöglichen.
Sechs Wagen und drei Niederflursteuerwagen, welche bisher Fahrgäste zwischen St. Gallen und Appenzell beförderten, wurden umgebaut, sodass sie sich mit den neuen «Walzer»-Zügen kombinieren lassen. «Bei Schul- und Gruppenreisen oder an schönen Wandertagen werden diese Wagen zwischen Gossau und Wasserauen als Verstärkungsmodelle eingesetzt», führt Sabrina Huber aus. Nicht vorgesehen ist, einige der ausrangierten Kompositionen als spätere Museumsbahnen zu behalten. Einerseits sei der Abstellplatz begrenzt und andererseits: «Wir sind zufrieden mit unserem aktuellen Stand an historischen Fahrzeugen.»
Über die Verkaufspreise haben die Appenzeller Bahnen mit den Abnehmern stillschweigen vereinbart. Sabrina Huber lässt jedoch durchblicken: Die Züge an transN wurden zu Marktpreisen und diejenigen an die Achenseebahn zu einem symbolischen Preis verkauft.
Wer noch eine der ausrangierten Kompositionen der AB kaufen möchte, hat bei einer Registrierung unter www.rail-assets.de die Möglichkeit dazu.