Menschlichkeit im Zuhause auf Zeit
Am letzten Samstag nahmen wir mit vielen anderen die Möglichkeit wahr, einige Bewohnerinnen und Bewohner und auch Mitarbeitende sowie die Abläufe und Strukturen der Gruppenunterkunft Seeben im Ennetbühl kennen zu lernen. Es hat mich und meine Begleiterin zutiefst beeindruckt, mit wie viel Wertschätzung, Einsatz und Menschlichkeit in der Seeben ein Zuhause auf Zeit für die Personen mit negativem Asylentscheid geschaffen wird. Die familiäre und freundliche Atmosphäre unter den Bewohnern und dem Personal, wie auch gegenüber uns Besuchenden war eindrücklich. Die Gespräche liessen einen kurzen Einblick in die Situationen der Einzelnen zu. Einerseits war eine grosse Dankbarkeit spürbar, andererseits auch Verzweiflung und Resignation ob den verzwickten Lebenslagen mit unsicherer Zukunft. Wir haben viel gelacht mit einigen Frauen, welche sich für uns geöffnet und mit uns einen kurzen Moment geteilt haben. Wir bedanken uns beim Personal und bei den Bewohnerinnen und Bewohnern für diese Stunden und wünschen allen viel Mut, Zuversicht und Hoffnung. Den Schweizer Politikern wünschen wir etwas mehr Geschick im Umgang mit den Asylbewerbern und Asylbewerberinnen. So erschafft das Arbeitsverbot für die Personen im Asylverfahren (beziehungsweise nach Abschluss des Verfahrens) sehr absurde und unmögliche Situationen. Wäre es nicht beispielsweise sinnstiftend und entwicklungsfördernd, wenn Personen, die arbeiten möchten, dies auch tun dürften? Bei uns jedenfalls blieben nebst vielen positiven Eindrücken nach dem Nachmittag auch grosse Fragezeichen zurück.
Stephanie Scherrer
Tschudistrasse 40, 9000 St. Gallen