Christine Gsell und Anna Schindler arbeiten seit rund zwei Jahren an ihrem Buch «Die kleine Milla». Die beiden Ausserrhoderinnen sammeln für den Buchdruck mit einem Crowdfunding-Projekt spenden. Sie geben einen Einblick in die Entstehungsgeschichte ihres Buches.
Christine Gsell und Anna Schindler arbeiten zusammen an einem philosophischen Bilderbuch mit dem Titel «Die kleine Milla». In der Geschichte erzählt die Autorin vom Ausflug der kleinen Eule Milla, die sich auf die Suche nach dem grossen Glück macht. Dabei begegnet sie dem Hasen, dem Fuchs, dem Bären und anderen Tieren. Auf die Frage, was das grosse Glück ist, haben alle Tiere eine andere Antwort. Erst als Milla von ihrer Reise zurückkehrt, findet sie heraus, was ihr eigenes grosses Glück ist.
Für dieses Buch arbeiten die Ausserrhoderinnen in ihrem Atelier in der alten Walserfabrik, das unmittelbar vom Bahnhof Zürchersmühle entfernt ist, zusammen. Das Buch ist für Kinder ab fünf Jahren und für Erwachsene geeignet.
«Der gesamte Prozess für die Entstehung dieses Buches hat etwa zwei Jahre in Anspruch genommen», sagt Schindler. Gsell ergänzt: «Es ist ein langer Prozess und wir wollen unser eigenes Ding durchziehen. Darum geben wir ‹die kleine Milla› ohne einen Verlag heraus und übernehmen die Veröffentlichung selber.» Die Autorin hat zuvor sechs Kinderbücher geschrieben. Eines ihrer Kinderbücher sei wie «Greg’s Tagebuch», einfach für Mädchen. Aber auch Bilderbücher, Tier- und Aufräumgeschichten hat die 55-jährige Autorin, die ursprünglich Schauspielerin ist, bereits geschrieben. Schindler sagt:
«Für mich ist ‹Die kleine Milla› ein Buch das Grosseltern ihren Enkelkindern vorlesen können.»
Natürlich sei dieses Buch auch für Eltern und deren Kinder zum Vorlesen geeignet. Der Text dieses Buches sollte nicht nur für Kinder oder Erwachsene sein, sondern für beide, wie die Buchautorin erklärt. Gsell ergänzt: «Es ist eine einfache und poetische Sprache, die mit den Bildern verstärkt wird.» Für die Zeichnungen, welche im Buch verwendet werden, wurde die 48-jährige Illustratorin von verschiedenen Alltagssituationen inspiriert. Aber auch die technische Umsetzung auszuprobieren sei für Gsell durchaus eine Möglichkeit neue Darstellungsarten kennen zu lernen. Auch die Autorin wird durch ihren Alltag inspiriert und sie sagt:
«Ich habe einmal einen Zeitungsartikel über ein Pinguinpaar gelesen, das sich in einer Sushibar eingenistet hat und verscheucht wurde. Das Pinguinpaar kehrte aber dennoch wieder an diesen Platz zurück.»
Diese Geschichte konnte Schindler zuerst kaum glauben. Aus diesem Zeitungsartikel hat sie sich dann eine eigene Geschichte mit Pinguinen einfallen lassen und machte daraus ein Kinderbuch.
Für die Finanzierung dieses Buches haben Gsell und Schindler gemeinsam ein Budget und ein Storyboard entwickelt. Damit sind sie auf Herisauer Stiftungen zugegangen, die sie bei ihrem Crowdfunding-Projekt finanziell unterstützen sollen. Dazu zählt auch das Amt für Kultur. Gsell sagt:
«Ich war erstaunt, wie schnell die Finanzierung durch das Crowdfunding-Projekt geklappt hat.»
Die Illustratorin Gsell berichtet, dass der Zielbetrag von 9000 Franken bereits nach einer Woche erreicht wurde. Mittlerweile wurde dieser Betrag sogar übertroffen und die Einnahmen für das Buchprojekt belaufen sich auf aktuell rund 12 000 Franken. Schindler sagt: «Die Spenden für das Crowdfunding-Projekt sind auch als Vorverkauf für das Buch gedacht.» Wer einen Betrag von 50 Franken oder mehr spendet, reserviert sich damit das Buch. Postkarten und Sticker können beim Spenden ebenfalls erworben werden. Ein genaues Datum für die Veröffentlichung gebe es bisher nicht. Gsell sagt aber: «Wir rechnen, dass das Buch im Sommer fertig ist.»
Dass die kleine Milla nicht nur für Kinder geeignet ist, mach dieses Buch zu etwas besonderem. Gsell erklärt: «Ich unterscheide nicht zwischen Kindern und Erwachsenen, wenn die Illustrationen und die Geschichte gut sind.» Schindler sagt: «Die Eule ist die Identifikationsfigur des Buches, das stellte sich aber marketingtechnisch für Kinder als schwierig heraus.» Auch der Hase sei mit seinen Zähnen ist im gängigen Kinderbuchbereich eher gruselig für kleine Kinder. Dass der Hase nicht niedlich genug für Kinder ist, ordnet Gsell so ein «In vielen Kinderbüchern sind die Zeichnungen niedlich, aber das ist eben nicht mein Stil.» Schindler ergänzt: «Die Geschichte und die Bilder wollten wir nicht aus Marketinggründen komplett verbiegen.» Das war auch ein Grund, der dazu beigetragen hat, warum die beiden Ausserrhoderinnen ihr Buch ohne einen Verlag veröffentlichen möchten.
Die Illustratorin ist zufrieden, wie sich das Buch und die Finanzierung entwickelt haben. Sie sagt: «Grundsätzlich stehen wir an einem guten Ort. Es ist so gelaufen, wie wir es uns gewünscht haben.» Der Aufwand für das Buch sei zwar gross, aber dennoch ein spannender Prozess. Gsell schmunzelt und sagt: «Auch wenn es intensiv ist, lohnt es sich.» Schindler ergänzt: «Jetzt kommen die unvorhergesehenen Sachen, wie zum Beispiel, dass der Buchdruck nun teurer als geplant ist.» Es brauche viel Energie so ein Projekt selbst zu stemmen. Für ein Buch brauche es darum definitiv Durchhaltevermögen, sagt die Illustratorin. Aber zu zweit gehe es gut. Für «Die kleine Milla» arbeiten die beiden Ausserrhoderinnen zum ersten Mal zusammen.
«Die kleine Milla» soll sich auch optisch von herkömmlichen Kinderbüchern unterscheiden. Darum wollen Gsell und Schindler das Buch als Flatbook veröffentlichen. Ein Flatbook ist ein Buch, dass auf eine besondere Art gebunden ist. Denn es soll am Schluss stabil und robust sein. Abgerundet wird das ganze mit einem speziellen Druck. Gsell sagt abschliessend:
«Was mich gefreut hat, war als wir den Link für ‹we make it› an Freunde versendet haben. Sie verschickten diesen Link dann durch das ganze Dorf.»
Weitere Infos unter: www.kleine-milla.com