Letzte Woche habe ich mein Handy zu Hause liegen lassen. Bemerkt habe ich es auf dem Weg in die Redaktion. Was nun? Umdrehen? Dafür war ich zu spät dran. Von der Umwelt und dem Leben abgeschnitten, musste ich weiterfahren.
Letzte Woche habe ich mein Handy zu Hause liegen lassen. Bemerkt habe ich es auf dem Weg in die Redaktion. Was nun? Umdrehen? Dafür war ich zu spät dran. Von der Umwelt und dem Leben abgeschnitten, musste ich weiterfahren. Im Büro angekommen, funktioniert auch das Internet nicht, damit war das Abrufen der E-Mails nicht möglich. Langsam machte sich eine panikartige Stimmung breit. Wie konnte das Leben vor der Erfindung des Handys und des Internets überhaupt existieren? Ich meine, auf welch primitive Art und Weise mussten die Menschen früher miteinander kommunizieren?
Die einzige Verbindung in die Welt hatte ich nur noch über das altmodische Telefon. Doch ich kenne keine Nummer auswendig. Früher war ich ein wandelndes Telefonbuch, und die Nummern von damals kann ich heute noch auswendig. Nur, meine Oma ist seit Jahren tot, meine Eltern haben neue Telefonnummern, meine Schwester ist ins Ausland ausgewandert, und die Nummer meiner Schwiegermutter will ich gar nicht auswendig können. Alle Freunde und Bekannte sind im Handy gespeichert, das zu Hause liegt.
Was, wenn mich jemand anrufen will? Und wenn gerade jemand derer, die mich anrufen oder mir schreiben wollen, auch ihr Handy zu Hause vergessen haben? Dann bleibt mir und ihnen wohl gar nichts anderes übrig, als das primitive Telefon zur Hand zu nehmen und im Internet nach der gewünschten Nummer zu suchen – falls das Internet funktioniert. Mich trifft es schlimmer: Ich muss das übriggebliebene Relikt aus der Steinzeit, das den Namen Telefonbuch trägt, zur Hand nehmen, und wie in der Vor-Sintflut nach Ort, Namen und Nummer suchen, womit wir schon beim nächsten Problem sind: Schreibt sich der Alfred jetzt Lienher, Linher oder Lienherr? Ist er überhaupt im Telefonbuch oder hat er den Namen seiner Frau eintragen lassen und wenn ja, wie hiess die schon wieder ledig?
Ich glaube, ich sollte mir ernsthaft überlegen, ein zweites Handy anzuschaffen, das ich im Büro liegen lassen kann. Vielleicht auch noch ein drittes, das im Auto liegengelassen werden kann. Meine Frau meinte, ich sollte mir gleich den Handy-Chip ins Hirn einpflanzen lassen, dann könnte ich noch während des Schlafens SMS empfangen und versenden. Ich finde es gar nicht amüsant, dass man sich über ernsthafte Probleme auch noch lustig macht.