Kein Wachstum in den Weilern

Bis Ende Monat läuft in Appenzell Innerrhoden die Vernehmlassung zum revidierten Richtplan. Darin wird aufgezeigt, wie und wo sich der Kanton in den nächsten Jahren entwickeln will. Die Bevölkerungsprognose hat der Bund kürzlich korrigiert.

Roger Fuchs
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Die Zersiedelung in Appenzell Innerrhoden soll nicht weiter zunehmen. Künftig will man vor allem die Dörfer stärken. (Bild: pd)

Die Zersiedelung in Appenzell Innerrhoden soll nicht weiter zunehmen. Künftig will man vor allem die Dörfer stärken. (Bild: pd)

INNERRHODEN. Basierend auf dem neuen Raumplanungsgesetz (RPG) müssen alle Kantone ihre Richtpläne revidieren. «In Innerrhoden wurde das RPG mit einem Ja-Stimmenanteil von 55 Prozent angenommen», wie Bauherr Stefan Sutter am Mittwoch an einem Informationsabend in Oberegg in Erinnerung rief.

In den künftigen Richtplänen müssen die Kantone unter anderem darlegen, wo die künftigen Siedlungsflächen liegen. Zudem ist der Bauzonenbedarf auf die nächsten 15 Jahre auszurichten. Weiteres Thema ist die innere Verdichtung. «Die Innenentwicklung ist für unsere Behörden Neuland», so Sutter. Hier müssten erst einmal Erfahrungen gesammelt werden.

Die Dörfer stärken

Konkret wurde das Ganze, als Ralph Etter, Leiter des Amts für Raumentwicklung, das vorgesehene Bevölkerungswachstum im Kanton darlegte. «Am ehesten wollen wir die Dörfer stärken», sagte er. «Diese sollen ein Prozent pro Jahr zulegen können.» Beim Dorf Appenzell und den dorfartigen Siedlungen wie Steinegg, Meistersrüte und Schlatt gehe man von einem Wachstum von 0,8 Prozent aus. Kleinsiedlungen und Weiler hingegen sollen bleiben, wie sie sind. Da gibt es gemäss Ralph Etter keine zusätzlichen Bauzonen, um auch einer weiteren Zersiedelung Einhalt zu gebieten.

Orientiert haben sich die Behörden bei diesen Wachstumszielen an der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2010. Damals wurde für Innerrhoden ein Wachstum von 2200 Einwohnern bis ins Jahr 2040 vorausgesagt. Anfang dieses Monats nun – der Richtplan ging gerade in die Vernehmlassung – hat dasselbe Bundesamt in einer neuen Statistik die Bevölkerungsentwicklung deutlich nach unten korrigiert auf maximal 1100 zusätzliche Einwohner bis ins Jahr 2040. Da diese Statistik rechtswirksam ist, geht Ralph Etter davon aus, dass die angenommenen Prozentzahlen für das Siedlungswachstum nochmals angepasst werden müssen. «Am Faktum, dass wir in den Dörfern und nicht in den Weilern wachsen wollen, ändert sich aber nichts.»

Der Grund für die massive Korrektur des Bevölkerungswachstums nach unten liegt im negativen Binnenwanderungssaldo. Die Abwanderung in andere Kantone war in den letzten vier Jahren grösser als die Zuwanderung. Mittels Monitoring soll gemäss Ralph Etter alle vier Jahre überprüft werden, ob die getroffenen Annahmen noch stimmen.

Im weiteren Verlauf der Informationsversammlung führte Ralph Etter Rechenbeispiele zu zahlreichen Themengebieten vor, die ebenfalls beim Richtplan eine Rolle spielen. Dazu gehören beispielsweise die Auslastungsziffer oder auch die Flächenbeanspruchung und Raumnutzungsdichte.

Will kein Land hergeben

Wie schwierig es ist, konkrete Flächen für eine Siedlungsentwicklung in den Dörfern festzulegen, zeigte sich direkt anhand einer Folie zu Oberegg. Zusammen mit dem Bezirksrat wurden mögliche Entwicklungszonen definiert. In der Fragerunde meldete sich einer der betroffenen Bodenbesitzer. «Ich bin Bauer, das Land ist meine Existenzgrundlage. Ich will dieses nicht hergeben.» Bauherr Stefan Sutter und auch der anwesende Bezirkshauptmann Hannes Bruderer beruhigten. Man werde ihm das Land nicht wegnehmen. Doch es gehe im Richtplan darum, aufzuzeigen, wo sich die Öffentlichkeit irgendwann in Zukunft eine Entwicklung vorstellen könnte.

Ergänzend zur bisherigen Strategie werden im Richtplan auch die Mobilitätsformen Fuss- und Radverkehr gestärkt und Netzlücken aufgezeigt. Diese richtungsweisenden Angaben sind bei künftigen Bauvorhaben im Kanton zu berücksichtigen.

Die Vernehmlassung des Richtplans endet am 31. Mai, bis Ende 2017 soll er durch den Bundesrat genehmigt sein.

Ralph Etter Leiter des Amts für Raumplanung AI (Bild: rf)

Ralph Etter Leiter des Amts für Raumplanung AI (Bild: rf)