Zweimal pro Jahr organisieren Alice Meile und Rita Hollenstein in Mühlrüti einen Seniorentag. Ein feines Essen, witzige Unterhaltung und ein zünftiger Jass gehören seit Jahren zu diesem geselligen Anlass. Auch wenn die Turnhalle nicht voll wird, jene, die kommen, geniessen es.
MÜHLRÜTI. Mittwochvormittag, halb zwölf Uhr. Vor der Turnhalle in Mühlrüti treffen zahlreiche ältere Leute ein. Sie streben aus allen Richtungen ins Dorf, denn heute ist wieder Seniorentag. Das heisst für sie, wieder einmal nicht selber kochen müssen und sich stattdessen bedienen lassen. In der Küche, die der Turnhalle angegliedert ist, ist Berti Widmer bereits dabei, die Früchte für den feinen Fruchtsalat zu schnipseln. Die Suppe ist am Köcheln und auch der Rest des Mittagsmenus ist schon fast fertig. Josy Länzlinger geht der Köchin zur Hand. In der Turnhalle sind die beiden Tischreihen bereits festlich gedeckt und an jedem Platz ist von Alice Meile eine schöne Dekoration hingelegt worden.
Die Mühlrütnerinnen und Mühlrütner nehmen an den Tischen Platz und unterhalten sich angeregt, derweil die Helferinnen Martha Odermatt und Agnes Wohlgensinger sie mit einem Glas Wein bewirten. Esther Dreier, Pfarreibeauftragte von Mühlrüti und Kaplan Marjan Marku, Pfarreibeauftragter von Mosnang, vertreten an diesem Tag die Kirchgemeinde, die sich jeweils an den Kosten für den Seniorentag beteiligt. Auch von der politischen Gemeinde erhalten die Organisatorinnen – Alice Meile hat die Fäden zum dritten Mal in der Hand, Rita Hollenstein ist schon seit vielen Jahren dabei – einen Zustupf. Den Rest müssen sie mit Spenden – ein Kässeli wird am Anlass jeweils aufgestellt – bestreiten. «Nicht alle Mühlrütner Senioren nehmen an diesem Seniorentag teil, einige fühlen sich schlicht noch zu jung», bedauert Rita Hollenstein, eine der beiden Organisatorinnen. Eine währschafte Suppe wird nun gereicht, viele können nicht widerstehen und lassen sich ein zweites Mal schöpfen. Bruno Reichmuth und Otmar Signer unterhalten die Gäste derweil mit ein paar Musikstücken. Und Witze dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Es wird munter drauflosgeplaudert, man sieht sich ja nicht jeden Tag. Einige von ihnen wohnen ja auch in einem der Weiler ausserhalb des Dorfes. Zum Glück hat man noch einen Laden im Dorf. Dieser dient oft als Treffpunkt. «Es hat sich gelohnt, damals darum zu kämpfen», erinnert sich eine Mühlrütnerin. Als der Volgladen in Mühlrüti Anfang der Achtzigerjahre einem Brand zum Opfer fiel, mussten die Bewohner zuerst nach Mosnang zum Einkaufen fahren. Damals habe sie die Verantwortlichen gebeten, in Mühlrüti wieder einen Laden zu errichten, erzählt die Frau weiter. Schon bald habe man aber der Bevölkerung an einer Versammlung mitgeteilt, dass sich ein neuer Laden in Mühlrüti nicht lohnen würde. «Aber wir haben dafür gekämpft, und es hat sich gelohnt», erinnert sich die Seniorin an jene Zeit. Nicht alle älteren Mühlrütner sind nämlich mobil und deshalb froh, wenn in ihrem Dorf noch etwas läuft. Neben den beiden Seniorentagen – einer im Frühling und einer im Dezember – trifft man sich auch am Seniorenessen. Dieses findet von Oktober bis Mai jeweils am ersten Donnerstag im Monat in Dreien statt. In Dreien deshalb, weil es bereits seit geraumer Zeit in Mühlrüti keine Restaurants mehr gibt. Im «Pöschtli» oder im «Freihof» wird also gemeinsam gegessen und natürlich anschliessend gejasst.
Das Mittagessen wird aufgetragen, diesmal wird eine feine Siedwurst mit verschiedenen Salaten serviert. Nun werden die Liederbüchlein verteilt. Gemeinsam werden einige Lieder, die die meisten ohnehin auswendig kennen, gesungen. Anschliessend ziehen Alice Meile und Josy Länzlinger die Blicke der Besucher auf sich, sie unterhalten diese nämlich mit einem lustigen Sketch. Typisch zur Fasnachtszeit ist das anschliessende Dessert, nämlich ein Fasnachtschüechli. Auf dem Buffet stehen aber noch weitere Köstlichkeiten bereit. Zuschlagen dürfen vor allem jene, die jeweils am Mittwochnachmittag zwischen 14 und 15 Uhr in der Turnhalle am Seniorenturnen teilnehmen. Die Kalorien verschwinden dann nämlich schnell wieder, wenn die Übungen, die von Martha Odermatt, Agnes Wohlgensinger oder Vreni Senn vorgezeigt werden, genau befolgt werden. Für heute heisst es aber, ohne grosse Anstrengung den Nachmittag verbringen. Kluges Kalkulieren ist beim Jassen angesagt. Dies ist eine sehr gute Beschäftigung, um das Gedächtnis frischzuhalten.